Erstmals am Steuer des Ioniq 5: Das kann der Elektro-Koreaner
Die Technik werden auch die anderen Konzernmarken nutzen. So etwa der ebenfalls vor kurzem präsentierte Kia EV6. Aber der erste Einsatz für die modulare Plattform für Elektroautos bleibt natürlich der Konzernmutter Hyundai vorbehalten.
Nach all dem PR-Gewitter zur Premiere des Ioniq 5, mit dem Hyundai auch gleich eine rein dem Elektroantrieb gewidmete Submarke einführt, stellte sich der Hoffnungsträger der Koreaner nun erstmals der Fahrerprobung durch die europäische Fachpresse.
Erster Eindruck vom Hyundai Ioniq 5, wenn man ihn abseits von Schauräumen ganz normal auf der Straße sieht: Er ist größer und höher als er auf den Bildern gewirkt hat. Mit 4,6 m Länge, 1,6 m Höhe und einem beachtlichen Radstand von 3 Metern spielt er in der Liga von VW ID 4 & Co. mit.
Clou im äußerst geräumigen Passagierraum ist neben einer großen, verschiebbaren Ablagebox zwischen den Vordersitzen (Stichwort: Handtasche!), die Möglichkeit, das Gestühl in der ersten Reihe auf Knopfdruck in zurückgelehnte Ruhe-Fauteuils mit hochliegender Fußablage zu verwandeln. So soll man laut Hyundai die Zeit, während die Batterie (wahlweise 58 kW/h bzw. 72,6 kW/h) geladen wird, bequem im Auto verbringen können. Fehlt nur noch die Espresso-Maschine an Bord.
100 Kilometer in 5 Minuten
Das Nickerchen in der angenehmen Lounge-Atmosphäre des Ioniq 5 muss allerdings nicht unbedingt lange dauern. Dank der 800-Volt-Batterietechnologie können an einer 350-kW-Schnellladestation 100 km Reichweite in nur rund 5 Minuten gebunkert werden. Ist der Ladestand der Batterie auf 10 % abgesunken, dauert es an so einer Station nur 18 Minuten, bis wieder 80 % verfügbar sind. Die maximale Reichweite nach WLTP-Norm beträgt 481 km.
Zum Starten muss zwar immer noch ein Knopf gedrückt werden, die Fahrtrichtung wird aber nicht mit einer Ganghebel-Attrappe angewählt, sondern via Drehschalter an der Lenksäule. Einmal in Bewegung, stehen vier Fahrprogramme zur Wahl (von Schnee über Eco und Normal bis Sport). Damit nicht genug mit den Wahlmöglichkeiten, gibt Hyundai dem Piloten auch die Möglichkeit, sich die jeweils passende Rekuperationsstufe auszusuchen. Und zwar dankenswerterweise nicht via eines im Bordcomputer vergrabenen Untermenüs, sondern durch vertraute Schaltwippen am Lenkrad. Die Palette reicht hier vom widerstandslosen „Segeln“ über drei unterschiedlich starke Stufen bis hin bis zum dauerhaften Ein-Pedal-Fahren, bei dem die normale Bremse kaum mehr gebraucht wird.
Überschaubarer Verbrauch
In der praktischen Anwendung auf spanischen Landstraßen und Autobahnen zeigte sich die Sinnhaftigkeit der auf die jeweilige Fahrsituation bezogenen Wahlmöglichkeit. So lässt sich etwa auf leichten, gut einsehbaren Gefällestrecken die einmal aufgebaute Geschwindigkeit gut nutzen, um längere Strecken ohne Stromverbrauch zurücklegen. Im gemischten Verkehr (ohne Bergstrecken aber mit normal laufenden Komfortverbrauchern wie der Klimaanlage und der Einhaltung spanischer Tempolimits) ergab dies auf der Testrunde einen realen Durchschnittsverbrauch von 18,2 kWh für 100 Kilometer. Und das liegt sogar unter dem kombinierten WLTP-Verbrauch von 19,0 kWh für die Version mit 20-Zoll-Rädern, Allradantrieb und 225 kW / 305 PS Leistung.
Apropos Leistung: Auch hier bietet Hyundai eine breite Auswahl. Den Ioniq 5 mit Heckantrieb gibt es zusätzlich mit 125 kW /170 PS. Mit Allradantrieb ist er entweder mit 173 kW / 235 PS oder als Topversion mit 225 kW /305 PS zu haben.
Wie sich auf den ersten Kilometern mit der stärksten Variante des Ioniq 5 gezeigt hat, kommt das Fahrwerk mit Gewicht (2,02 bis 2,10 Tonnen je nach Ausstattung) und Dynamik der Leistungsentfaltung gut zurecht. Im Normal-Modus setzt man auf eine komfortablere Abstimmung, die einen tragbaren Kompromiss für alle Fahrsituationen darstellt. Wer jedoch auf präzise und flotte Kurvenfahrt aus ist, sollte auf etwas Federungskomfort verzichten und den Sport-Modus wählen.
Wer mit Eco unterwegs ist, sollte hingegen entsprechendes Phlegma an den Tag legen und es nicht eilig haben.
Weißer Bildschirm
Im Cockpit haben die Designer im Bestreben, dem Ioniq 5 schon auf den ersten Blick von der Konkurrenz abzuheben, nicht immer die nutzerfreundlichste Lösung gefunden. So sind die ganz in weiß gehaltenen Bildschirmflächen zwar optisch ein willkommener Kontrast zu dem üblichen Schwarz anderer Bordmonitore, die Ablesbarkeit leidet jedoch darunter - vor allem bei hellem Tageslicht. Das gilt auch für die blau beleuchteten Symbole der analogen Tasten und Knöpfe. Aber immerhin gibt es sie noch am Arbeitsplatz des Fahrers, um oft gebrauchte Funktionen direkt anwählen zu können, ohne in Untermenüs des Bordcomputers abtauchen zu müssen.
Aber nicht nur bei der Farbwahl, auch bei der Grafik des Instrumenten-Displays hat man im Bestreben um Einzigartigkeit einen Hauch zu viel gewollt. So wäre etwa die etwas prominentere Darstellung der Ziffern für die Tempoangabe sinnvoller gewesen, als die sich jetzt neben der kleineren Zahlendarstellung ausbreitende Flächengrafik, die keine Zusatzinformation liefert.
In der Fahrpraxis wird man das Tempo aber ohnehin eher im Head-up-Display im Auge behalten, das zudem auf Wunsch bei aktiver Navi auch Abbiegepfeile in Augmented Reality Technologie in die Frontscheibe einspiegelt.
Der Hyundai Ioniq 5 ist bei uns bereits bestellbar. Die Preisliste beginnt bei 45.990 € für die Basisversion mit 58kWh-Batterie, Heckantrieb und 125 kW /170 PS Leistung.
Das Topmodell mit Allradantrieb, 72,5-kWh-Batterie und 225 kW /305 PS Leistung startet bei 54.990 €. Mit den Auslieferungen der 2WD-Modelle ist im September zu rechnen. Die ersten Ioniq 5 mit Allradantrieb werden noch vor Jahresende erwartet.
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