Hätten Sie es gewusst? So funktioniert das Reißverschlusssystem wirklich

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Das Reißverschlusssystem gehört zum Standardrepertoire der Führerscheinausbildung – dennoch zeigen aktuelle Daten, dass viele in der Praxis unsicher sind
Zusammenfassung
- 70 Prozent glauben, das Reißverschlusssystem zu kennen, aber nur 6 Prozent beantworten Wissensfragen korrekt.
- Häufige Fehler beim Einordnen sind frühzeitiges Einfädeln und falsches Auffahren, was zu Staus führen kann.
- Das Reißverschlusssystem optimiert den Verkehrsfluss und ist in Österreich gesetzlich vorgeschrieben.
Es ist ein hartes Urteil: "Gar nicht gut" - kennen die Österreicher das Reißverschlusssystem im Straßenverkehr, wie Daten des KFV zeigen. In einer aktuellen Umfrage gaben zwar rund 70 Prozent der Befragten an, die Regel des Reißverschlussprinzips ganz genau zu kennen. Bei detaillierter Nachfrage liegen dennoch 94 Prozent bei der Beantwortung von Wissensfragen falsch: Nur sechs Prozent der Befragten können zu Details über das Reißverschlusssystem richtig Auskunft geben.
Warum manche Lenker andere nicht einordnen lassen
Rund 74 Prozent der Befragten gaben zudem an, häufig oder sehr häufig eine falsche Anwendung des Reißverschlusssystems beobachtet zu haben: Zu den falschen Verhaltensweisen gehören dabei knappes Auffahren, möglichst frühes Einordnen sowie das Stehenbleiben, bis man in den weiterführenden Fahrstreifen reingelassen wird.
Als Motive, warum andere nicht einordnen lassen, wurde unter anderem vermutet, dabei wichtige Zeit zu verlieren, es eilig zu haben oder auch vorne fahren zu wollen: „Probleme im Reißverschlussverfahren können aus verschiedenen Gründen entstehen, etwa durch Stress. Mehr Miteinander und Rücksichtnahme im Straßenverkehr können diese Situationen entschärfen und dadurch unter anderem Stau-Situationen verhindern“, so Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV.
- Schritt 1: Bis zum Hindernis vorfahren: Fahrzeuge, die sich auf der endenden Spur befinden, sollten bis zum tatsächlichen Engpass weiterfahren und nicht frühzeitig die Spur wechseln.
- Schritt 2: Wechselseitiges Einfädeln: Sobald die Spur endet, wechseln Fahrzeuge nach dem Prinzip eines Reißverschlusses abwechselnd in die verbleibende Fahrspur: Ein Fahrzeug von der durchgehenden Spur fährt weiter. Danach wird ein Fahrzeug von der endenden Spur in die verbleibende Spur eingefädelt. Dieser Wechsel wiederholt sich fortlaufend.
- Schritt 3: Abstand halten und zügig einfädeln: Fahrende auf der durchgehenden Spur müssen das Einfädeln ermöglichen. Fahrende auf der endenden Spur sollten nicht abrupt, sondern fließend einsortieren.
Besonders der Ort des Einordnens wurde von vielen der Befragten falsch interpretiert: Nur die wenigsten wissen, dass sie sich erst unmittelbar vor der Verengung einordnen müssen. Viele Befragte gaben an, sich bereits vorher bzw. möglichst früh in den weiterführenden Fahrstreifen einzuordnen – selbst, wenn dies zu Staus und gefährlichen Situationen führen kann.
Den Verkehrsfluss optimieren
Insbesondere das Stehenbleiben, bis man reingelassen wird, um sich möglichst früh in den weiterführenden Fahrstreifen einzuordnen, kann problematisch werden. Rund zwölf Prozent der Befragten gaben an, dies so bereits selbst praktiziert zu haben: „Das Reißverschlusssystem hilft dabei, den Verkehrsfluss zu optimieren sowie lange Staus und stockenden Verkehr zu verhindern. Das Wichtigste ist, ausreichend Abstand zu halten, sonst funktioniert es nicht. Was nur wenige wissen: Das Reißverschlusssystem ist in Österreich gesetzlich vorgeschrieben und andere Verkehrsteilnehmende müssen das Einfädeln ermöglichen“, so ASFINAG-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner. Wer sich nicht daran hält, riskiert sogar Strafen.
Das Reißverschlusssystem (oder auch Reißverschlussverfahren) ist eine Verkehrsregelung, die in Österreich – insbesondere auf Autobahnen und Schnellstraßen der ASFINAG – dazu dient, den Verkehrsfluss bei Spurverengungen oder Baustellen zu optimieren. Es sorgt dafür, dass Fahrzeuge aus zwei Fahrspuren effizient zu einer zusammengeführt werden.
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