ÖBB: Drohnen gegen Zug-Verspätungen. Ist die Technik schneller als der Mensch?

ÖBB: Drohnen gegen Zug-Verspätungen. Ist die Technik schneller als der Mensch?
Europapremiere: ÖBB setzen als erstes europäisches Bahnunternehmen auf Drohnen auf ihrem Streckennetz.

Im auf der Strecke stehenden Zug zu sitzen und auf die Weiterfahrt zu warten - vielleicht noch mit dem stressigen Gewissen, nun den Anschlusszug zu verpassen - das kann ganz schön Nerven kosten und tut dem Image des Bahnfahrens nichts Gutes.

Die ÖBB wartet nun mit einer interessanten Idee auf, um große Verspätungen zu verhindern.

Denn: Man setzt künftig auf Drohnen auf dem Streckennetz, um bei Ereignissen wie Steinschlag und Sturmschäden auf schwer zugänglichen Bahnstrecken schnell Hilfe zu leisten. 

Drohnen statt Menschen

Warum? Im Fall von Unwetterschäden müssen Bahnstrecken aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.

Das bedeutet: Verspätungen.

Bisher war es so, dass sich dann die Experten und Expertinnen der ÖBB-Infrastruktur AG auf den Weg gemacht haben, um die Gleise abzugehen. Sie evaluieren dann beispielsweise, ob es sich nur um einige kleine Steine handelt oder man schweres Räumgerät benötigt oder prüfen, ob Äste oder gar Baustämme über den Gleisen oder in der Oberleitung liegen. Bis das geklärt ist, vergeht oft viel wertvolle Zeit. Dann wird die Betriebsführungszentrale benachrichtigt und die weiteren notwendigen Maßnahmen beschlossen.
 

Künftig werden Drohnengaragen über das Streckennetz der ÖBB verteilt, die hier unterstützen: Als erstes Eisenbahninfrastrukturunternehmen in Europa hat die ÖBB-Infrastruktur AG die Bewilligung erhalten, Drohnen einzusetzen, die auch ohne direkten Sichtkontakt mit den Piloten und Pilotinnen gesteuert werden können. 

In enger Zusammenarbeit mit Frequentis und mit Unterstützung von Austro Control wurde das innovative Projekt umgesetzt. Statt Mitarbeitern zu Fuß in unwegsames Gelände oder verschneite Hänge zu schicken, werden künftig Drohnen aus einer nahen gelegenen Drohnen-Garage auf die Reise geschickt. 

Schnellere Information

Sie fliegen die definierte Strecke ab und senden in Echtzeit Bilder über den Zustand der Strecke. Dann können sofort die nötigen Entscheidungen getroffen werden. 

Je nach Fall können die Zeiteinsparungen durch die Drohnen Stunden betragen und Streckensperren minimiert werden. Fahrgäste und Eisenbahnverkehrsunternehmen können sich durch rasche Informationsentwicklung schneller auf die neue Situation einstellen.

 Der Einsatz von Drohnen zur Streckeninspektion ist ein wichtiger Baustein für die digitale Bahn von morgen. Vor allem in schwer zugänglichem Gelände können wir uns hier zeitsparend einen genauen Überblick über Lage und notwendige Maßnahmen verschaffen. Davon profitieren unsere Kunden.
 

von Johann Pluy

Vorstandsmitglied der ÖBB-Infrastruktur AG

„Die hangarbasierten Drohnenflüge sind die technologische Antwort auf das stark im Wachsen begriffene Drohnen-Ökosystem. Frequentis hat eine hochautomatisierte Lösung entwickelt, die in Leitzentralen und Arbeitsplätzen großer Infrastrukturbetriebe voll integrierbar und für die Mitarbeiter unserer Kunden einfach anwendbar ist“, sagt Norbert Haslacher, CEO Frequentis. „

„Das Innovationspotential von Drohnen ist enorm und es ist unser erklärtes Ziel, als Luftfahrtbehörde neue vielversprechende Anwendungen von der Entwicklung bis zur Umsetzung zu unterstützen. Daher freut es uns ganz besonders, dass wir dieses Projekt begleiten und genehmigen konnten. Automatisierte Drohnenflüge ohne Sichtverbindung zur Überwachung von Infrastruktur sind ein neuer und innovativer Ansatz, der uns zeigt, was mit dieser noch jungen Technologie bereits heute möglich ist“, sagt Valerie Hackl, Geschäftsführerin von Austro Control.

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