Nullemissionsbusse und Autonomes Fahren: Kommt die Revolution im europäischen Busmarkt?
Zusammenfassung
- Der europäische Busmarkt steht vor einer grundlegenden Veränderung durch Nullemissionsbusse, neue Serviceangebote und autonomes Fahren, wie eine McKinsey-Studie zeigt.
- Städte und Verkehrsbetriebe treiben die Dekarbonisierung und den Ausbau des ÖPNV voran, wobei der Anteil emissionsfreier Busse und neuer Anbieter steigt, trotz hoher Anschaffungskosten.
- Autonomes Fahren und fortgeschrittene Assistenzsysteme gewinnen an Bedeutung, während E-Busse und Wasserstoffbusse zunehmend im Linienbetrieb eingesetzt werden.
Öffis sind per se nachhaltig aber dennoch: Auch vor den Bussen macht die Mobilitätswende nicht halt. Dass der europäische Markt für Stadt- und Reisebusse sich in den kommenden zehn Jahren grundlegend verändern wird, zeigt auch die neue Studie von McKinsey & Company „Don’t miss the bus“, für die die Unternehmensberatung die Trends im Busmarkt analysiert, Entscheider von chinesischen Herstellern interviewt und mehr als 200 Käufer von Bussen in fünf europäischen Ländern befragt hat.
Nullemissionsbusse und neue Serviceangebote
"Der Busmarkt ist in Bewegung – die Entwicklung hin zu Nullemissionsbussen, zu neuen Serviceangeboten und neuen Bauformen für autonom fahrende Fahrzeuge wird in den kommenden Jahren massiv Fahrt aufnehmen“, sagt Tobias Schneiderbauer, Partner aus dem Münchner Büro von
McKinsey und Autor der Studie. „Der Markt ist offen wie nie.“
Denn: Viele Städte gehen beim Umstieg auf nachhaltigere Mobilität voran und bauen ihr busgebundenes ÖPNV-Angebot aus – der Anteil der Personenkilometer, die per ÖPNV zurückgelegt werden, könnte bis 2035 auf 17% steigen.
Zudem dekarbonisieren viele Verkehrsbetriebe ihre Busflotten: Um das europäische Ziel einer 100-prozentigen Emissionsreduktion für neue Busse bis 2035 zu erreichen, müssen die jährlichen Verkäufe von heute 9,000 Stadtbusse bis 2035 auf bis zu 24,000 ansteigen.
Doch es gibt ein Aber: Die Anschaffungskosten für Nullemissionsbusse liegen noch doppelt so hoch wie für konventionelle Busse. Der Marktanteil neuer
Anbieter, z.B. aus China, liegt in diesem Segment bereits bei 21%.
Im Februar hat der Öffi-Betrieb die ersten beiden Linien (71A und 71B) auf große batteriebetriebene Fahrzeuge umgestellt. Seit 6. Mai sind die neuen E-Busse auf vier weiteren Linien im Süden der Stadt unterwegs: 61A und 61B zwischen Liesing und Vösendorf-Siebenhirten sowie 64A (Atzgersdorf, Ziedlergasse – Liesing) und 64B (Hetzendorf – Alterlaa). Im Herbst folgen die Linien 17A und 70A. Bis Ende 2025 sollen insgesamt 60 große Elektro- und 10 Wasserstoffbusse im Einsatz sein.
Geladen, gewartet und repariert werden die batteriebetriebenen Fahrzeuge im neuen Kompetenzzentrum für E-Mobilität der Wiener Linien in Siebenhirten, das mit dem österreichischen klimaaktiv-Standard in Gold ausgezeichnet wurde. Betrieben werden die E-Busse mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Im Gegensatz zu vielen anderen E-Bussen kommen die Batteriebusse der Wiener Linien ohne sogenannte Dieselzusatzheizer aus. Um die Energie bestmöglich zu nutzen, sind die Klimaanlagen der Busse mit einer Wärmepumpenfunktion ausgerüstet.
Der Kauf der E-Busse sowie die Errichtung von Schnellladestationen wird aus Mitteln der EU über das EBIN-Programm des Klimaschutzministeriums gefördert.
Eine Auswertung von öffentlichen Ausschreibungen für Stadtbusse in Deutschland zeigt, dass sich die Anforderungen der Verkehrsbetriebe im Wandel befinden: Während 2019 der Anschaffungspreis und der Restwert noch zu 60% in die Auswahl einging, waren es 2024 nur noch 40%. Andere Faktoren, wie zusätzliche Services – u.a. Software, Flottenmanagement, Optimierung des Batteriemanagements für bessere Reichweiten –, nehmen in ihrer Bedeutung zu (von 25% auf 40%). Laut dem McKinsey Bus Survey geben 64% der befragten Einkäufer an, bei ihrer nächsten Ausschreibung besonderen Wert auf diesen Punkt zu legen.
„Doch auch auf der Kostenseite sind noch Verbesserungen möglich“ sagt Matthias Kässer, Partner in München. Signifikante Einsparpotentiale sind über ein optimiertes Produkt, eine effizientere Fertigung, Nutzung von GenAI in der Verwaltung und im Verkauf bis 2030 machbar, so ein Ergebnis
der Studie.
Trend zu autonom fahrenden Bussen
Ein weiterer, eher mittel- bis langfristiger Trend sind autonom fahrende Busse. 30% der Befragten geben an, dass sie sich die Anschaffung eines autonom fahrenden Busses in den kommenden fünf Jahren vorstellen könnten. Hiermit einher gehen auch neue Bauformen – z.B. für Gruppen von rund 20 Personen – auf die sich die Bushersteller einstellen müssen.
Schon heute sind fortgeschrittene Fahrassistenzsysteme – die Vorstufe zum autonomen Fahren – für 30% der Einkäufer ein Hauptkriterium bei der Produktauswahl.
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