Ioniq 6: Gangnam Style mit Streamliner
Der Frühling ist eine schöne Zeit, um in Südkorea unterwegs zu sein. Die Kirschblüte sorgt für herrliche Farbenspiele – sogar, wenn man in einer Metropole wie Seoul unterwegs ist. Nach unserem ersten Kennenlernen mit dem Ioniq 6 in Spanien fahren wir den 6er jetzt in seiner Heimat Südkorea. Als „Streamliner“ sieht Hyundai den neuen Ioniq 6. Warum? Weil der Ioniq dem Fahrtwind mit einem beeindruckenden Cw-Wert von 0,21 begegnet. Das hat natürlich mit dem Wesen des Ioniq 6 als reinem Elektroauto zu tun. Je vorteilhafter die Aerodynamik, desto größer die Reichweite.
Die Sache mit der Aerodynamik mag günstig für flottere Autobahnfahrten sein, in und rund um die Metropole Seoul ist es weitgehend powidl, denn die meiste Zeit steht man hier im Stau. Von den 52 Millionen Menschen in Südkorea leben 10 Millionen in der Hauptstadt Seoul. Gerade zur Rushhour sind die Straßen heillos voll. Gelegenheit für uns, die Autos rundherum zu betrachten.
Erstens: Man fährt hier lieber Limousine als SUV. Zweitens: Elektroautos sieht man eher wenige. Aber aktuelle E-Autos aus dem Hause Kia oder Hyundai bzw. Ioniq sind unterwegs. Meist aber in dienstlicher Mission. Wenn man einen Ioniq 6 sieht, ist es oft ein Taxi und den Ioniq 5 fährt beispielsweise die Polizei in Seoul.
Elektromobilität
Trotzdem nimmt das Thema Elektro auch in Südkorea Fahrt auf. Vergangenes Jahr gab es ein Plus von 62,6 Prozent, der Bestand liegt aktuell bei fast 390.000 E-Fahrzeugen (davon rund 80.000 elektrische Lkw). Nach den Plänen der Regierung sollen 2025 bereits 1 Millionen E-Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Dass Hyundai und Kia diesbezüglich ein neues Modell nach dem anderen auf den Markt bringen, passt da gerade recht, denn der Hyundai/Kia-Konzern beherrscht den Markt. Rund 70 Prozent der E-Autos in Südkorea kommen von einem der beiden Hersteller.
Zurück zum Verkehr in Seoul. Den Ioniq 6 kann man optional mit Kamera-Außenspiegel haben. Heißt, eine schlanke Kamera liefert ein Bild, das auf einem Schirm – einer rechts, einer links – angezeigt wird. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem im dichten Verkehr, wenn Spurwechsel anstehen. Dabei ist es freilich egal, ob man auf einer Stadtautobahn in Seoul oder auf der Südosttangente in Wien unterwegs ist.
Ladestationen haben wir auf unserer Fahrt durch Seoul nicht gesehen – zumindest am Straßenrand. Aber es gibt sie. Laut Angaben der Korea Environment Corporation standen Ende 2022 184.000 Ladestationen zur Verfügung – davon 20.000 Schnelllader. Das entspricht einer Verdoppelung im Vergleich zu 2021. Nach den Plänen der Regierung sollen 2025 500.000 Ladestellen vorhanden sein.
Hyundais Erlebniswelt
Wir machen einen Abstecher nach Goyang, wo Hyundai ein Motorstudio betreibt. Es ist der größte Autothemenpark im Land, errichtet wurde der spektakuläre Bau vom österreichischen Architekturbüro Delugan Meissl. Im Februar 2017 hat man die Autoerlebniswelt fertiggestellt. Sieben Euro kostet der Eintritt und in den Themenwelten kann man in die Autowelt von Hyundai eintauchen. Hauptanziehungspunkt ist natürlich die Ausstellung aktueller Fahrzeuge im Erdgeschoß. Ein Themenbereich gehört auch dem Thema Wasserstoff und die Funktion eines Brennstoffzellenautos.
Stichwort Wasserstoff. Korea ist hier ein spezieller Fall. Man hat einen Bestand von 30.000 Fahrzeugen, wobei allein 2022 über 10.000 neu dazugekommen sind. Bis 2030 will die Regierung rund 660 Wasserstofftankstellen im Land haben.
Hyundai plant, bis 2030 1,16 Milliarden Euro in die Elektromobilität zu investieren. Bis Ende des Jahrzehnts will man rund 1,5 Millionen E-Autos in Südkorea produzieren, weltweit 3,64 Millionen Stück. 2024 kommt der Ioniq 7, ein großes SUV. Und kleine, leistbare E-Autos? In Korea verkauft Hyundai den Casper, einen sympathischen Kleinwagen. Der wird so nicht zu uns kommen, aber – so macht der Importeur Hoffnung – in Zukunft könnte es den auch als rein elektrische Version geben. Die auch den Weg zu uns finden soll.
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