EU-Führerscheinreform: Das ändert sich bei Theorie- und Praxisprüfungen

Das Heck eines gelben Fahrschulautos mit der Aufschrift „Fahrschule“.
In Österreich stehen von Fahrerassistenzsystemen bis zur Abschaffung der Automatikbeschränkung Neuerungen bei Führerscheinprüfungen an.

Zusammenfassung

Die EU-Führerscheinreform bringt in Österreich neue Anforderungen an Theorie- und Praxisprüfung, darunter Multiple-Choice-Fragen mit Bildmaterial und den Nachweis über den Umgang mit Fahrerassistenzsystemen.

Mit der EU-Führerscheinreform hat sich auch die entsprechende Prüfung in Österreich verändert. Seit der Einführung der neuen Vorgaben entscheiden nicht mehr nur klassische Fahrmanöver und Verkehrsregeln über das Bestehen, sondern auch der korrekte Umgang mit Assistenzsystemen, die Fähigkeit, komplexe Verkehrssituationen anhand von Bildmaterial im Rahmen der Theorieprüfung zu beurteilen und mehr.

Die Neuerungen betreffen aber nicht nur Inhalte, sondern auch die Struktur der Ausbildung: Fahrschulen müssen ihre Lehrmaterialien, Fahrzeuge und Prüfvorbereitungen anpassen, während Prüforganisationen die Abläufe modernisierten.

Theorie-Neuerungen

Mit dem 1.  April 2025 wurden die Fragenkataloge für die theoretische Prüfung überarbeitet. Eine Vielzahl an neuen Fragen für diverse Führerscheinklassen wurden neu aufgenommen oder angepasst, darunter befinden sich erstmals neuartige Multiple-Choice-Aufgaben bestehend aus Bildern, um Verkehrszeichen und konkrete Verkehrssituationen noch besser erkennen zu können.

Umgang mit modernen Systemen

Auch die praktische Prüfung wurde modernisiert. Seit dem 1.  Juli 2025 müssen Prüflinge den Umgang mit Fahrerassistenzsystemen nachweisen. Dabei geht es nicht nur darum, die Systeme korrekt zu bedienen, sondern auch deren technische Grenzen und Risiken zu kennen. Dazu zählen unter anderem Notbremsassistenten, Spurhaltehilfen oder adaptive Geschwindigkeitsregelungen. Überprüft werden soll, ob die Prüfungskandidaten zwischen Fahrerassistenzsystemen und Automatisierungssystemen unterscheiden können. Konkret sollen sie die Eigenschaften der Systeme "informierend und warnend", "kontinuierlich unterstützend" und "temporär eingreifend" verstehen. In Österreich sind viele dieser Systeme bereits Bestandteil der Fahrausbildung.

Eine weitere Neuerung betrifft die bisherige Automatikbeschränkung: Wer seine Prüfung auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe absolviert hat und künftig auch Fahrzeuge mit Schaltgetriebe fahren möchte, kann den sogenannten Code 78 durch eine Schulung oder zusätzliche Prüfung wieder entfernen.

Hohe Durchfallquoten

Auch wenn Österreich sich bereits weitgehend am EU-Standard moderner Führerscheinprüfungen orientiert, zeigen aktuelle Zahlen eine hohe Durchfallquote auf, die zwischen den Bundesländern unterschiedlich hoch ausfällt.

Besonders auffällig ist Vorarlberg: Dort lag die Durchfallquote bei den praktischen Prüfungen im Jahr 2024 laut ORF bei rund 49 Prozent ein neuer Höchststand. Als Reaktion hat das Land zusätzliche Maßnahmen beschlossen, um Abläufe transparenter und fairer zu gestalten. So dürfen Prüfer künftig nur noch maximal 40 Prüfungen pro Monat abnehmen, und Landesbedienstete sollen nur mehr in Ausnahmefällen außerhalb ihrer regulären Dienstzeiten prüfen.

Hohe Durchfallquoten sind jedoch kein Vorarlberger Einzelfall. Auch aus Wien liegen laut Zahlen des Verkehrsministeriums für 2024 Werte einzelner Prüfer vor, die knapp 50 Prozent oder sogar darüber liegen. Ähnliche Ausreißer finden sich zudem in Niederösterreich und Kärnten. Andere Bundesländer wie Oberösterreich, das Burgenland oder Tirol hingegen weisen kaum Prüfer auf, die über eine Quote von 40 Prozent kommen. Die Durchschnitts-Durchfallquote in Österreich beträgt laut Verkehrsministerium etwa 30 Prozent.

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