Absturz einer Technologie: Naht das Ende des Diesels?

Zapfhahn für Diesel
Die Verkaufszahlen von neuen Dieselautos sind im freien Fall, viele Marken bieten gar keine Dieselautos mehr an. Nur auf dem Gebrauchtwagenmarkt glänzt die Technologie noch.
  • Verkaufszahlen von Neuwagen mit Dieselantrieb sinken stark, während der Gebrauchtwagenmarkt stabil bleibt.
  • Regulatorische Vorgaben und der Abgasskandal beeinflussen die Nachfrage negativ, trotz technischer Vorteile moderner Diesel.
  • Diesel bleibt wegen Nachfrage in Transport-, Bau- und Landwirtschaft verfügbar, verliert aber an Preisvorteil aufgrund von Steuererhöhungen.

Auf Österreichs Straßen zeigt er noch immer seine Beliebtheit: 48 Prozent des heimischen Pkw-Bestandes sind mit Diesel betrieben. Doch der Bestand kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der einstige Bestseller aktuell deutlich schlechter verkauft. Von Jänner bis April 2025 gab es bei den Neuzulassungen mit Dieselantrieb ein Minus von 32,7 Prozent.

Wie erklärt sich der Rückgang? Ist es der Dieselskandal oder der technische Wandel? Sind es die E-Autos oder drohende Fahrverbote?

Gründe für den Rückgang

„Alle Automobilhersteller sind politisch verpflichtet, strenge CO2-Flottenziele zu erreichen. Der Dieselantrieb wird daher nicht mehr so aktiv angepriesen“, sagt dazu Christian Pesau, Geschäftsführer Arbeitskreis der Automobilimporteure. 

ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober: „Auf der Nachfrageseite spielt neben der Verunsicherung durch den Abgasskandal der regulatorische Rahmen eine Rolle. Während es zuvor insbesondere Unternehmen waren, die aufgrund der hohen Kilometerleistungen auf Diesel gesetzt haben, sind diese nun die wesentliche treibende Kraft bei der Elektromobilität“.

„Alle Automobilhersteller sind politisch verpflichtet, strenge CO2-Flottenziele zu erreichen. Der Dieselantrieb wird daher nicht mehr so aktiv angepriesen.“

von Christian Pesau

Geschäftsführer Arbeitskreis der Automobilimporteure.

KURIER Grafik Tichy

Bei den Pkw-Neuzulassungen hat der Diesel stark an Bedeutung verloren.

Vor rund zehn Jahren lag der Anteil der reinen Diesel-Pkw im Bestand noch bei rund 57 Prozent, Ende April dieses Jahres waren es nur noch rund 47 Prozent. Aber nicht nur anteilig, sondern auch absolut nahm die Zahl der reinen Diesel-Pkw in Österreich ab, während die Zahl an Autos auf Österreichs Straßen weiter stieg. 

2018 waren noch knapp unter 2,8 Mio. reine Diesel-Pkw in Österreich zugelassen, aktuell sind es rund 300.000 weniger. An ihre Stelle traten insbesondere Hybrid-Fahrzeuge – hier vorrangig mit Benzinmotor – und reine Elektro-Pkw. 

Umweltsünder?

Das Image des Diesels, so Pesau, sei aber zu Unrecht angekratzt: „Moderne Diesel sind hocheffizient, sauber und haben eine hohe Reichweite.“ „Zudem überzeugen Dieselmotoren durch einen niedrigen CO2-Ausstoß, der sich mit alternativen Kraftstoffen weiter verringern lässt“, fügt ÖAMTC-Techniker Andrej Prosenc hinzu.

Beim Thema Tanken hat der einstige Bestseller aber seine Vorteile eingebüßt: „Neben dem niedrigeren Verbrauch war in der Vergangenheit der Preisvorteil an der Zapfsäule ein wesentliches Argument für den Diesel. Mit Mineralölsteuererhöhungen und der CO2-Bepreisung, die den Diesel stärker verteuerte, wurde dieser Vorteil geringer“, so Grasslober.

Wie lange aber wird man überhaupt noch Diesel als Kraftstoff bekommen? „Diesel ist aufgrund des Bedarfs durch Transport-, Bau- und Landwirtschaft noch immer das mit Abstand weitaus stärker nachgefragte Produkt in Österreich. Damit sind Sorgen über die künftige Versorgung mit Dieselkraftstoff ungerechtfertigt“, sagt Martin Grasslober. Auch Pesau gibt sich dazu optimistisch: „Die Zukunft liegt in elektrifizierten Antrieben. Der Diesel wird aber am Gebrauchtwagensektor noch lange seine Berechtigung haben.“

„Moderne Diesel sind hocheffizient, sauber und haben eine hohe Reichweite.“ „Zudem überzeugen Dieselmotoren durch einen niedrigen CO2-Ausstoß, der sich mit alternativen Kraftstoffen weiter verringern lässt.“ 

von Andrej Prosenc

ÖAMTC-Techniker

Als Gebrauchte gefragt

Denn wer annimmt, dass gebrauchte Diesel massiv an Wert verlieren, liegt falsch. „Wir sehen eher, dass das Gegenteil der Fall ist. Gebrauchte Dieselfahrzeuge werden am Markt stark nachgefragt“, sagt Pesau. Auch beim ÖAMTC sieht man, dass Gebrauchtwagenkäufer stark auf den Diesel setzen. 

Martin Grasslober: „Aber mit durchaus abnehmender Tendenz. Wir sehen, dass der Wertverlust bei Diesel-Pkw im Vergleich zu Hybriden oder Benzinern zwar größer ist, von einem außerordentlich hohen Wertverlust kann hier jedoch nicht gesprochen werden.“

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