Instant Urlaubsglück: Mit dem Peugeot 504 Cabrio am Lago Maggiore
Es gibt Momente im Leben, die sind einfach schön. Momente, in denen sich das Glücklichsein fast nicht verhindern lässt. Ist man auf Uferstraßen des Lago Maggiore unterwegs - neben sich den glitzernden See, hinter sich die Schweizer Bergspitzen, vor sich das Versprechen Italien, in den Haaren Fahrtwind und in der Nase Urlaubsgerüche, dann ist das so ein Moment. Eine wichtige Zutat darf man natürlich nicht vergessen: Ein Peugeot 504 Cabrio, Baujahr 1982.
Der 504 vermittelt schon Urlaubsgefühl, bevor man einsteigt. Diese Form, diese Farbe, dieses Interieur: Es wundert nicht, dass das Cabrio bereits bei seiner Premiere als zeitlos schön galt. Sergio Pinifarina hat hier wirklich eines der elegantesten Carbios entworfen, dass je mit einem Löwen am Kühler erhältlich war.
41 Jahre hat der Zweitürer am Buckel, doch das hat seinem franko-italienischen Charme keinen Abbruch getan: Man darf sich wie ein italienischer Filmstar fühlen, wenn man einsteigt, sanft in die weichen Sitze sinkt, den Zigarettenanzünder - unvorstellbar heute! - bestaunt, das filigrane Lenkrad in Händen hält und dann den Motor spürt.
Fünf Gänge (wobei aber nur vier angeschrieben sind) geschmeidig fährt sich das Cabrio, das Beschleunigen macht Spaß, denn der Wagen ist leicht, wendig und schmal - ideal für die schmalen Uferstraßen. Die Maße sind wie bei allen Schönheiten perfekt: 4,36 m lang, 1,7 m breit und nur 1,36 m hoch. An den - nennen wir es „fahrspureinnehmend“ - fahrenden Touristen mit ihren neben uns dicken, ja fast unförmig wirkenden SUVs flitzt man mit einem Augenzwinkern vorbei. Dabei ist der Wagen eher auf federnde Eleganz als auf harte Sportlichkeit ausgelegt, das verraten schon die breiten, recht weichen Sitze. Auch der Motor ist mir nassen, auswechselbaren Zylinderlaufbuchsen und einer Kugelfischer-KF5-Einspritzanlage eher in Richtung Gemütlichkeit ausgerüstet, Servo-Zahnstangenlenkung und französisch feine Federung tun das ihre.
Als er 1968 in Produktion ging, galt der Peugeot 504 übrigens als Pkw-Reihe der oberen Mittelklasse. Bis zum Produktionsende 1983 wurden insgesamt 3.711.556 Exemplare gebaut - nur der 205 und 206 kamen auf größere Stückzahlen. Die Carbios haben - heute wie damals - nichts mit Mittelklasse zu tun. Nicht nur kosteten sie schon einst deutlich mehr, vor allem ihre Stückzahl aber war viel exklusiver: Nur 8.185 Stück wurden gebaut. Leider, so liest man in Kennerkreisen, haben die Italiener die Karosserie nicht nur entworfen, sondern auch gebaut. Rostschutz war scheinbar nicht Priorität, dementsprechend wenige Exemplare haben überlebt. Was die Fahrt noch exklusiver macht.
Doch nicht nur der Wagen, auch die Kulisse ist mondän: Der Lago Maggiore verbindet die Schweiz mit Italien und vielleicht ist es genau das, was seinen Reiz ausmacht. Und er ist groß: 184km misst er im Umfang. Wer ihn umrunden will, der muss sich Zeit nehmen.
Denn es gibt viel zu entdecken: Von den Schweizer Bergen - ein Abstecher ins wildromantische Maggiatal ist unbedingt anzuraten - bis hin zu italienischer Belle-Epoque-Architektur. Auf der Schweizer Seite lockt Ascona mit seiner hübschen Seepromenade und der ehemaligen Künstlerenklave, Vegetarier- und Naturistenkolonie Monte Verità.
Locarno ist überraschend klein, aber das Filmfestival hat Weltruf. Im Ausland weniger bekannt aber unbedingt entdeckenswert sind die Grotti: Urige, rustikale Tessiner-Weinschenken, in denen unter freiem Himmel eigentlich alles gut schmeckt, man vor allem aber die lokalen Polenta-Gerichte probieren sollte.
Nach Italien hin - rund 80 Prozent des Sees sind italienisch - wird die Landschaft und auch die Luft etwas etwas weicher. Von den Touristenlokalen am Hauptplatz in Cannobbio sollte man sich fernhalten. Sonntag ist dort aber Markttag, und das ist sehenswert: Auf der Uferpromenade reiht sich Stand an Stand, es wuselt es nur so von Menschen.
Alle, die den Charme vergangener Nobel-Kurorte, Belle-Epoque-Villen und Hotelpaläste lieben, fahren ein Stück weiter das Ufer hinunter und bleiben in Stresa stehen. Wobei der wirklich hübsche Ort vor allem der Eisenbahn seinen Aufschwung verdankt: Hier hielten die ersten Züge, die Paris mit Mailand verbanden, ab 1919 konnte man von Stresa aus nach Belgrad, Bukarest, Konstantinopel und via Calais nach London reisen.
Die Schifffahrt hingegen hat Österreich-Bezug: 1852 wurde die Passagierschifffahrt vom österreichischen Lloyd übernommen. Und das erinnert uns daran, dass man bei dieser Reise nicht nur entlang, sondern wirklich auch am Wasser unterwegs sein sollte.
Also wird der Peugeot in einem „Autosilo“ geparkt - so heissen die Parkgaragen hier wirklich - und gegen ein Segelboot getauscht. Schliesslich gilt der Lago Maggiore als eines der schönsten Segelreviere Europas. Dass dessen kleiner Motor gleich beim ersten Zug anspringt und uns sanft aus der Bucht tuckert, bevor wir Segel setzen können - ein weiterer kleiner, und doch großer Moment des Glücks.
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