Elektroautos: Was passiert, nachdem der Akku 0% anzeigt?

Zusammenfassung
- ADAC-Test zeigt, dass E-Autos bei niedrigem Akkustand frühzeitig warnen und nach 0% Anzeige noch eine Notlaufreserve von 15 bis 20 Kilometern bieten.
- Leistung und Komfort werden bei kritischem Akkustand reduziert, und die tatsächliche Restreichweite nach 0% kann je nach Bedingungen variieren.
- Im Pannenfall unterscheidet sich das Vorgehen bei E-Autos deutlich von Verbrennern; der ADAC empfiehlt den Transport auf einem Plattform-Abschleppwagen.
Eine Studie des ADAC hat sechs aktuelle Elektroautos verschiedener Hersteller (VW ID.3, Tesla Model Y, Kia EV6, Volvo EX40, BYD Seal und Nio EL6) unter realitätsnahen Bedingungen im bayerischen Testzentrum Penzing so lange gefahren, bis die jeweiligen Akkustände Null Prozent anzeigten. Untersucht wurde das Verhalten bei kritischer Akkuladung und insbesondere, was genau danach passiert.
Gestartet wurde jeweils bei 20 bis 30 Prozent. Während in der Praxis viele Hersteller bei niedrigem Akkustand Sparmaßnahmen empfehlen, um möglichst viele Kilometer herauszuholen, wurde im ADAC-Test hingegen konsequent ohne Anpassungen weitergefahren, bis die Modelle stromlos stehen blieben.
Kein Stillstand nach null Prozent
Nähert sich der Ladestand dem kritischen Bereich, werden akustische Warnsignale eingeblendet und das Auto empfiehlt, auf den Eco-Modus zu wechseln oder die Heizung und Klimaanlage zu reduzieren. Anschließend kommt es zu Leistungseinbußen, etwa reduzierter Beschleunigung und eingeschränkter Höchstgeschwindigkeit.
Bei allen getesteten Fahrzeugen ist auch nach der Anzeige von „0 %“ eine stille Reserve, genannt Notlaufreserve, vorhanden. Diese reichte bei eingeschränktem Tempo und Komfort durchschnittlich für fünfzehn bis zwanzig Kilometer. In der Praxis kann die Reserve deutlich kürzer ausfallen, beispielsweise bei steilen Strecken, bei niedrigen Außentemperaturen oder bei Akkus mit höherem Verschleiß. Der Automobilclub warnt deshalb davor, zum Null-Prozent-Grenzwert zu fahren oder die Reserve als "Puffer" mit einzuplanen.
Die Ergebnisse
Die Fahrzeuge warnten in allen Fällen „frühzeitig und mehrfach“, meist bereits bei Restreichweiten zwischen etwa 70 und 80 Kilometern. So zeigte der Kia EV6 die erste Warnung bereits bei 21 Prozent Akkuladestand, die erste Leistungsreduktion erfolgte bei drei Prozent Restbestand. Dicht dahinter befindet sich der VW ID.3, der ab 20 Prozent Alarm schlägt. Auf der anderen Seite warnte der Volvo EX40 erst ab dem niedrigeren Wert von sieben Prozent, die erste Leistungsreduktion trat bei diesem Modell bei erst einem Prozent ein.
Während der EX40 vor der Null-Prozent-Schwelle erst spät warnt, fährt er im anschließenden Restreichweiten-Test noch 21 Kilometer weiter und setzt sich damit an die Spitze der "Notlaufreservisten", während Teslas Model Y mit 20 Kilometern den zweiten Platz für sich beansprucht. Am unteren Ende der Restreichweitenliste befindet sich der VW ID.3, der zwar früh warnt, nach der Null-Prozent-Grenze aber nur mehr 15 Kilometer bewegt werden kann.

Selbst wenn der Akku leer ist, können die meisten Elektroautos dank der Notlaufreserve noch mehrere Kilometer weiter bewegt werden.
Achtung im Ernstfall
Bleibt ein Elektroauto aufgrund vollständig entladener Batterie liegen, gestaltet sich die Situation anders als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. In diesem Fall ist das 12-Volt-Bordnetz entscheidend, da es Steuergeräte, Anzeigen und die meisten elektrischen Funktionen versorgt. Ist auch dieses System erschöpft, lassen sich weder Motor noch Getriebe bedienen, und das Fahrzeug kann nicht mehr eigenständig bewegt werden. Ein klassisches Überbrücken wie beim Benziner ist in diesem Fall grundsätzlich möglich, aber langwierig. Der ADAC weist darauf hin, dass ein 12-Volt-Booster zwar kurzfristig helfen kann, aber meist nur wenige zusätzliche Kilometer ermöglicht und mit Vorsicht angewendet werden sollte.
Beim Abschleppen zeigt sich dieselbe Einschränkung: Ohne aktive Stromversorgung können viele Modelle nicht in die Neutralstellung gebracht werden, der Elektromotor erzeugt beim Rollen unkontrolliert Strom und kann beschädigt werden. In einer solchen Situation rät der ADAC, Elektroautos ausschließlich auf einem Plattform-Abschleppwagen zu transportieren.
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