Das Aufladen von Elektroautos passiert für gewöhnlich an privaten Wallboxen oder öffentlichen Ladestationen, die Tarife für die jeweilige Lademöglichkeit sind dann zu bestimmten Konditionen abgeschlossen (siehe unten). An der Haushaltssteckdose lädt man mit 3,7 kW, also extrem langsam. An den öffentlichen Ladestationen in Wien etwa laden die Autos mit 11 oder 22 kW - insgesamt gibt es aktuell in Wien circa 2.700 öffentlich und halb-öffentlich zugängliche Ladepunkte. An sogenannten Schnellladepunkten, sie finden sich zumeist an Autobahnen oder auf Parkplätzen, kann man mit 50, 100 oder bis zu 300 kW laden.
Die Preisunterschiede sind, je nach Ladepunkt, eklatant groß. Wir machen die Rechnung für alle Lademöglichkeiten - zum anschaulichen Vergleich.
Wie viel kW liefert eigentlich die Haushaltssteckdose?
In Österreich liefern die Netzbetreiber den Strom wie folgt in die Haushalte: mehr als 16 Ampere Stromstärke pro Phase sind nicht erlaubt. Bei einem einphasigen Anschluss (230 Volt) ergibt das optimal 3,7 kW Leistung. Es wird aber mit einem "normalen" Kabel aus Sicherheitsgründen üblicherweise nur mit 8 oder 10 Ampere Stromstärke geladen, auch wenn die Steckdose mit 16 Ampere abgesichert ist. Das Kabel mit dem Schuko-Stecker wird oft auch nur Notladekabel genannt, weil es für das tägliche Laden eigentlich nicht geeignet ist und viel zu lange dauert.
Wie lange dauert das Laden eines E-Autos an der Haushaltssteckdose?
Die geringe Ladeleistung hat naturgemäß sehr lange Ladezeiten zur Folge. Für einen 50-kW-Akku bräuchte man bei einer Ladeleistung von 3,7 kW rund 13,5 Stunden. Nicht eingerechnet ist hier jedoch das Phänomen, dass am Anfang und am Ende des Ladens (von 0 auf 20 und von 80 auf 100 Prozent Ladestand) der Strom nicht mehr so schnell fließen kann. Es dauert also in der Praxis noch länger.
Ladezeit bei 20-kW-Akku (etwas bei Plug-in-Hybriden): 5,4 Stunden
Ladezeit bei 50-kW-Akku: 13,5 Stunden
Ladezeit bei einem 80 kW-Akku: 21,6 Stunden
Ladezeit bei einem 100 kW-Akku: 27 Stunden
Wie viel kostet das Laden an einer Haushaltssteckdose?
Lange laden ist das eine. Der Blick auf die Stromrechnung das andere. Lädt man das Auto an der Haushaltssteckdose, kommt der aktuelle Stromtarif zur Anwendung. Je nach Tarifmodell variiert dieser Wert. Zur Veranschaulichung nehmen wir den kW-Preis des Optima-Entspannt-Tarifs der Wien Energie. Hier liegt der Preis pro kW-Stunde (kWh) bei 16,4930 Cent.
Preis für den 20-kW-Akku (etwas bei Plug-in-Hybriden: 3,3 Euro
Preis für den 50-kW-Akku: 8,2 Euro
Preis für den 80 kW-Akku: 13,2 Euro
Preis für den 100 kW-Akku: 16,5 Euro
Wie viel kostet das Laden an einer Normalladestation?
Im Vergleich sind die Kosten an der Haushaltssteckdose niedriger, als an der Zapfsäule, weil der kWh-Preis merklich anders ist. Bei der Wien-Energie kostet eine kWh-Stunde an der Normalladestation (Ladezeit rund fünf Stunden für den 50-kW-Akku) zwischen 51 und 59 Cent - ohne Grundgebühr, die es bei einzelnen Tarifen gibt und ohne Standzeitaufschlag, der schlagend wird, wenn man das Auto zu lange nach Beendigung der Ladezeit an der Ladestation hängen lässt.
Wir rechnen mit dem Mittel von 54 Cent pro kWh.
Preis für den 20-kW-Akku (etwas bei Plug-in-Hybriden: 10,8 Euro
Preis für den 50-kW-Akku: 27 Euro
Preis für den 80 kW-Akku: 43,2 Euro
Preis für den 100 kW-Akku: 54 Euro
Wie viel kostet das Laden an einer Schnellladestation?
Noch teurer wird die Ladung bei den Schnellladern - zu finden meist an Autobahnen oder in großen Ladeparks. Für die Berechnung am Schnelllader nehmen wir den Smatrics DC-Mittelpreis.
Wir rechnen mit 65 Cent pro kWh.
Preis für den 20-kW-Akku (etwas bei Plug-in-Hybriden: 13 Euro
Preis für den 50-kW-Akku: 32,5 Euro
Preis für den 80 kW-Akku: 52 Euro
Preis für den 100 kW-Akku: 65 Euro
Wie viel kostet das Laden im Roaming-Tarif?
Wer es ganz teuer will, lädt mit einem sogenannten Roaming-Tarif, also mit einer fremden Karten an einem Schnelllader. Dann steigert sich der Tarif noch einmal gehörig nach oben. Wir nehmen den Mittelwert von Smatrics.
Und rechnen mit 89 Cent pro kWh.
Preis für den 20-kW-Akku (etwas bei Plug-in-Hybriden: 17,8 Euro
Preis für den 50-kW-Akku: 44,5 Euro
Preis für den 80 kW-Akku: 71,2 Euro
Preis für den 100 kW-Akku: 89 Euro
Das Fazit
Der Tarifdschungel bei den Ladesäulen für E-Autos ist bekannt. Auch die relative Intransparenz, die dort vorherrscht, weil der Tarif an der Ladesäule nicht angezeigt wird. Man also zumeist "kauft", ohne zu wissen, wie viel man letztlich dafür bezahlen wird.
Die Preisspannen sind, siehe Rechnungen oben, gewaltig. An der Haushaltssteckdose kostet der durchschnittliche 50-kW-Akku in der Vollladung rund 8,2 Euro; an der Normalladestation schon 27 Euro (das Dreifache), am Schnellader schon rund 32 Euro (fast das Vierfache) und im Roaming-Tarif 44 Euro (mehr als das Fünffache). Die Haushaltssteckdose wäre also die absolut günstigste Variante, das E-Auto zu laden - dafür braucht man aber für gewöhnlich zu viel Zeit.
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