Dass Österreicher trotzdem zu den pessimistischsten Europäern zählen, ist vor diesem Hintergrund eher Mentalitätssache, denn faktenbasiert. Womit sich der Kreis zur jüngsten Eurobarometer-Umfrage schließt, die die Österreicher als besonders wissenschaftsskeptisch ausweist. Zugespitzt formuliert: Man vertraut eher der Klangschalenesoterikerin, als Medikamenten und macht als Bildungskarenz lieber eine als Fremdsprachenkurs getarnte Weltreise, als einen Kurs für Steuerrecht.
Was uns zu den schlechten Nachrichten beim Arbeitsmarktthema bringt: Unternehmen finden keine Arbeitskräfte mehr. Die Leistungsanreize sind zu niedrig, und die Teilzeitquote ist zu hoch (was nur zum Teil mit fehlenden Kinderbetreuungsangeboten zu tun hat). Daher ist es schlecht, dass ÖVP und Grüne wegen ideologischer Unterschiede keine Arbeitsmarktreform zustande gebracht haben. Der oft prophezeite „war for talents“ hat längst begonnen, aber anders als erwartet: Man sucht nicht nur herausragende Köpfe, sondern Leute für jede Art von Arbeit. Die Meinung: „Dann müssen s’ halt mehr zahlen“ ist zu schlicht. Denn am Ende werden ja die Lohnkosten (wie die steigenden Energiepreise) auf die Konsumenten überwälzt. Ob die bereit sind, noch mehr Geld für das Schnitzel im Wirtshaus auszugeben? Und da reden wir noch nicht von der Konkurrenzfähigkeit der Exportnation Österreich.
Was also tun? Länger arbeiten muss attraktiver werden (auch um die Pensionsausgaben zu senken). Nicht einmal ein Drittel der 60- bis 65-Jährigen in Österreich arbeitet „noch“ – in Deutschland sind es 60 Prozent, in Skandinavien noch mehr. Bei den Frauen gibt es Potenzial, vor allem bei jenen mit Migrationshintergrund. So sind nur 11,2 Prozent der Frauen, die 2016 als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, erwerbstätig. Das geht eigentlich gar nicht. Sind wir vielleicht zu großzügig beim Alimentieren, aber zu nachlässig beim Integrieren der vielen „Neu-Österreicher“ in den Jobmarkt? Und müssen wir die Zuwanderung nicht besser steuern?
Mit Indien wurde nun eine „Migrations- und Mobilitätspartnerschaft“ geschlossen: Indien ist bereit, illegal nach Österreich Eingewanderte (knapp 18.000 im Vorjahr!) zurückzunehmen. Gleichzeitig können im Rahmen der Rot-Weiß-Rot-Karte qualifizierte indische Arbeitskräfte kommen. So kann es gehen. Bitte mehr davon! Sonst könnte es eine Neudefinition der „Letzten Generation“ geben: Sie wären dann die Letzten, die noch in Wohlstand leben und träumen durften, bevor der Sozialstaat endgültig ausgehöhlt war.
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