Schon vor der Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar, die im Jahr 2010 passierte, wusste man, wie es dort um die Rechte von Minderheiten oder billigen Arbeitskräften steht. Im Jahr dieses Sündenfalles, als gleichzeitig auch die WM 2018 Russland zugeschlagen wurde, war jedem politischen Beobachter klar, wie diese beiden Länder mit Menschenrechten umgehen. Offenbar sollte diese absurde Doppel-Vergabe die Brisanz verwässern. Aber bei der Entscheidung für sportliche Großereignisse in heiklen Ländern (Olympische Spiele in Sotschi oder in Peking) ist man ja seit langem nicht zimperlich.
Katar kann also sehr viel dafür, dass nur die echten Katarer in Luxus und Wohlstand leben und der große Rest zu Menschen zweiter Klasse degradiert wird. Katar kann aber nichts dafür (obwohl es alles dafür getan hat), dass die WM 2022 so umstritten ist. Daran sind schon die Herren des Weltfußballverbandes schuld.
Dass dabei Korruption im Spiel war, ist längst gesichertes Wissen (und bei Korruption steht derjenige, der nimmt, moralisch und juristisch um nichts besser da als der, der gibt). Wer zuletzt in einer ZDF-Dokumentation gesehen hat, wie der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter bei kritischen Fragen herumeiert oder wie nachgewiesen wird, dass Klubchefs wie Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern mit Rolex-Uhren im Gepäck aus Katar zurückkamen, ist angewidert davon, wie Geld und persönlicher Vorteil den ach so hehren Sport dominieren. Wenn der Fußball bei dieser WM Schaden davonträgt, dann nicht wegen der Katarer, sondern wegen anderer sich überlegen fühlender Nationen. Die mächtigen Weltverbände sind mittlerweile mehr kapitalistische Monster als moralische Instanzen.
Sobald nun der Ball in den Stadien rollt, werden jedoch ganz Viele begeistert zuschauen und die Umstände verdrängen. Das ist auch in Ordnung so, weil die Spieler nichts dafür können. Die Verlogenheit rund um diese WM, von der am Ende alle begeistert sein werden, geht jedenfalls munter weiter. Und von Sport als Völker verbindender Idee sind wir so weit entfernt wie schon lange nicht.
Kommentare