Wir haben die Schnauze voll von schlechten Nachrichten

Der jährliche Digital News Report des Reuters Institute in Oxford misst den Wasserstand der Medienbranche: Digitale Innovationen, Änderungen im Nutzerverhalten, Zensur… Der Report gibt einen Überblick über Zeitungen, Fernsehen, Internet und Radio in 46 Märkten.
Heuer hat er vor allem eines gezeigt: Wir haben sprichwörtlich die Schnauze voll von schlechten Nachrichten. Immer mehr Menschen verweigern die Nachrichten. Zwei Jahre Corona, eine Wirtschaftskrise und der Ukraine-Krieg haben das Fass zum Überlaufen gebracht.
Eine klassische Pendelbewegung: Die vergangenen beiden Jahre sind wir förmlich mit der Nase an der Scheibe geklebt, wenn es Neuigkeiten gab. Lockdown 1? Zwei Millionen sahen die „Zeit im Bild“. Weltuntergangsfantasien? Kanzler-Rücktritt? Die Klickzahlen auf den Onlineportalen gingen durch die Decke.
Politik und Medien einte dabei eines: Man hastete von einem ungekannten Problem zum nächsten und hatte zwangsläufig nur halbe Lösungen im Gepäck. Bis Maßnahmen griffen (schlag nach bei Impfpflicht), war die Lage schon längst eine völlig neue. Vieles musste über den Haufen geworfen werden, nachdem es davor intensiv gepredigt wurde. Übrig blieb: Das Leben ist beschwerlich geworden, und Gewissheiten kommen abhanden. Um andere dabei zu beobachten, wie sie selbst nichts genaues wissen, muss man nicht oben drauf auch noch eine Zeitung aufschlagen.
Bevor die Verleger und Senderchefs das Gesicht in den Händen vergraben, sei noch einmal das Pendel erwähnt: Laut Umfrage nutzen 27,4 Prozent täglich mindestens sechsmal pro Tag Nachrichten, 2021 taten das noch 33,5 Prozent. Das ist ein starker Rückgang, aber: Vor der Pandemie lag die Anzahl der Nutzer noch niedriger. 2020 waren es nur 26,2 Prozent.
Es ist also nicht aller Tage Abend in den Newsrooms. Aber wir sollten langsam wieder positivere Nachrichten bringen. Auch wenn die Welt uns nicht wirklich lässt.
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