Wiens Verkehrspolitik ist eine Dauerbaustelle

Wenn ÖVP und Grüne diese Woche ihre Koalitionsverhandlungen beginnen, werden die Grünen dem Vernehmen nach ihr Interesse an den Verkehrsagenden anmelden.
Das darf – mit Blick auf Wien – getrost als gefährliche Drohung verstanden werden.
Die Wiener Verkehrspolitik ist, um im Sprachbild zu bleiben, eine Dauerbaustelle.
Sowohl für den Individual- als auch für den Öffi-Verkehr (sowie für das Zusammenspiel beider) fehlen der SPÖ und den seit neun Jahren verantwortlichen Grünen echte Konzepte. Gerade angesichts des Klima-Hypes ist das verwunderlich.
Mit dem Parkpickerl hat die Stadt einen Fleckerlteppich geschaffen, den selbst eingefleischte Wiener schwer überblicken.
Erfindungen wie das Anrainerparken und Überlappungszonen – generell ein solider Kandidat für das Unwort des Jahres – tragen das Ihre dazu bei. Die Park-Problematik wurde mit der zitzerlweisen Pickerl-Einführung übrigens nie gelöst, sondern immer nur von Bezirk zu Bezirk verschoben.
Helfen könnte eine bessere Steuerung des Pendler-Verkehrs. Den Grünen fällt dazu nicht recht viel mehr ein, als immer wieder die umstrittene City-Maut hervorzukramen.
Ein U-Bahn-Ring fehlt
Ohne zeitgleichen Ausbau der S-Bahn-Verbindungen ins Umland ist sie aber sinnfrei. Konzepte – etwa für eine zweite Stammstrecke – gäbe es, in Wien will man davon jedoch (noch) nichts wissen.
Dass es bis heute abenteuerlich ist, in Wien von Außenbezirk zu Außenbezirk zu reisen, weil ein Öffi-Ring fehlt, ist nur ein weiterer Aspekt.
Ähnliches gilt für den Lobau-Tunnel, der ständig beeinsprucht, verschoben und neu diskutiert wird. (Eine Art Brexit auf Wienerisch, quasi.)
Die zuständige Stadträtin Birgit Hebein sitzt im grünen Verhandlungsteam mit der ÖVP. Das lässt nicht das Beste hoffen. Fehlt eigentlich nur noch, dass Maria Vassilakou als Verkehrsministerin in die Politik zurückkehrt.
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