"Wiener Zeitung": Licht aus im Vorbeigehen

"Wiener Zeitung": Licht aus im Vorbeigehen
Das geplante Aus für die Redaktion zeigt: Meinungsvielfalt ist keiner der beiden Parteien ein Anliegen.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Eigentümern eines Kulturguts ist eine hohe Verantwortung im Umgang damit anzuraten. Im Falle der ältesten Tageszeitung der Welt, der Wiener Zeitung, trifft dieser Anspruch die Republik Österreich.

Dass die türkis-grüne Regierung einer Redaktion, die sich um den Qualitätsjournalismus in dem Land wahrlich verdient gemacht hat, im Vorbeigehen das Licht abdrehen will, ist eine allzu deutliche Geste: Meinungsvielfalt ist keiner der beiden Parteien ein Anliegen.

Im Fall der Wiener Zeitung gilt nicht einmal das „Die sind ja gegen uns“-Argument, das man in vertraulichen Gesprächen gern über allzu missliebige Medien hört – Chefredakteur Walter Hämmerle etwa ist ein ausgewiesener Bürgerlicher. Man entledigt sich hier also nicht eines parteiischen Oppositionsblatts, sondern lässt aus Desinteresse ein Feuilleton mit großer Geschichte und eine publizistische Plattform mit hohem Qualitätsanspruch einschlafen.

Die Wiener Zeitung war immer ein Spielball der Politik: Da wurde je nach Regierungsfarbe bis in den Aufsichtsrat umbesetzt. Geschäftsgrundlage gab es nie. Die hier angepeilte Lösung gibt allerdings sehr zu denken: Eine Content-Agentur folgt auf publizistische Historie. Man darf gespannt sein, was Türkis-Grün mit dem ORF vorhat.

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