Wie es wirtschaftlich weitergeht

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Es wird, beschleunigt durch Corona, Dauerverlierer auf dem Arbeitsmarkt geben, die Zusammenhalt und Rücksicht verdienen.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Österreich startet in den Herbst. Morgen sperren auch im Süden und im Westen die Schulen wieder auf. Gleichzeitig steigen die Infiziertenzahlen in bedenklichem Ausmaß, und man stellt sich die bange Frage: Wie wird dieser Herbst, wie wird dieser Winter werden?

Mit dem Virus grassiert die allgemeine Verunsicherung, und das schlägt auf die Wirtschaft durch. Kauf- und Konsumlust sind gedämpft, aus Sorge vor Ansteckung oder weil das Geld knapp wird und man nicht weiß, wie es mit dem Job weitergeht. Den Jungen, die verständlicherweise gern wieder ein normales soziales Leben aufnehmen würden, muss die Politik die Party abdrehen: Zu groß ist die Gefahr einer Ausbreitung des Virus auf gefährdete Gruppen und damit einhergehend der Überlastung des Gesundheitssystems. Todesopfer wären unvermeidlich.

Wo ist das Licht am Ende des Tunnels, von dem der Kanzler sprach? Es stimmt schon – nach sieben Prozent Wirtschaftseinbruch heuer sagen die Ökonomen für 2021 wieder fünf Prozent Wachstum vorher. Aber in diesem Herbst und Winter hat uns die Pandemie noch fest im Griff, da schaut’s noch ziemlich finster aus.

Einzelne Branchen werden besonders hart betroffen sein: Handel, Tourismus und damit verbundene Zulieferer und Gewerbe. In anderen Bereichen – Bauwirtschaft und Anlagenbau – könnte es zeitverzögert Einbrüche geben.

Alles in allem muss man sich darüber klar sein: Es wird wohl Jahre dauern, bis die Rückschläge völlig verdaut sind und ökonomisch wieder Vorkrisenniveau erreicht ist.

Falls es je so wird wie früher.

Der Economist vertrat bereits im April die These, dass es nach der Krise eine „90-Prozent-Ökonomie“ geben könnte, das Handelsblatt sah diese Woche Deutschland auf dem Weg in diese Richtung. Gemeint ist: Die Wirtschaft springt zwar wieder an, aber gewisse Sektoren bleiben dauerhaft auf der Strecke.

Jetzt klingen 90 Prozent oder etwas mehr Erholung nicht so schlecht, aber angewandt auf den Arbeitsmarkt würde das latent hohe Arbeitslosigkeit bedeuten. Nicht alle Probleme sind dabei auf Corona zurückzuführen, aber die Krise scheint den technologischen Wandel und die Digitalisierung zu beschleunigen. Und paradoxerweise wird die grundsätzlich richtige Politik der EU und Österreichs, die Corona-bedingten Wirtschaftshilfen in Zukunftstechnologien zu investieren, auf der anderen Seite auch Verlierer produzieren. Es werden Jobs verschwinden, und nicht alle Menschen werden den Umstieg in die digitale Welt schaffen.

Wir werden lernen müssen, es als normal und wünschenswert zu betrachten, dass Erwachsene wieder zur Schule gehen. Und dass soziale Risikogruppen genauso wie gesundheitliche Rücksicht und Zusammenhalt verdienen.

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