Wer würde Alexander Van der Bellen in dieser Beschreibung der gegenwärtigen Krisensituation nicht zustimmen? Die Trias Krieg, Teuerung und (noch immer) Corona bestimmt die gegenwärtige Nachrichten- und damit Stimmungslage.
Die ist dementsprechend schlecht. Weswegen – so steht zu befürchten/vermuten – immer mehr Menschen sich der Nachrichtenlage zu entziehen trachten. Man kann das bis zu einem gewissen Grad verstehen: Der Alarmismus, welcher die politmediale Wirklichkeit beherrscht, ist in der Tat schwer erträglich.
Begonnen hat es freilich schon lange vor dem Krieg und auch vor Corona. So wurde aus dem Klimawandel die Klimakrise und schließlich – Stand jetzt – die Klimakatastrophe. Dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, die globale Ungerechtigkeit steigt, gehört ebenso zum Fixbestand verinnerlichter Gewissheiten. Und zuletzt wurden wir auf einen Winter in kalten Wohnungen und für viele nicht mehr tragbare Lebenshaltungskosten eingeschworen, allenfalls mit daraus resultierenden sozialen Unruhen (Stichwort Gelbwesten).
Um nicht missverstanden zu werden: Die Probleme sind allesamt real – und natürlich kann keiner sagen, was die nächste Zeit bringt. Aber es fehlen die positiven Gegenerzählungen. Zum Beispiel jene, dass durch Globalisierung und Marktwirtschaft im Laufe des letzten halben Jahrhunderts Abermillionen von Menschen aus Not und Elend befreit wurden; dass also zwar, ja, die „Reichen immer reicher“ geworden, aber auch die Armen weniger arm geworden sind. Oder dass die Menschheit letztlich dank Technologie bzw. Innovationskraft Krisen immer noch gemeistert hat und letztlich – nehmt alles nur in allem – freier, sicherer und wohlhabender geworden ist.
Wer solches sagt, setzt sich freilich schnell dem Verdacht von (im besten Fall) Naivität oder ideologischer Verblendung aus (man erinnere sich etwa daran, wie Sebastian Kurz seine Aussage, der Kampf gegen den Klimawandel dürfe nicht „in die Steinzeit“ zurückführen, um die Ohren geflogen ist). Applaus hingegen erhält, wer mit großer Geste nicht weniger als einen „Systemwandel“ zur Abwendung der Apokalypse fordert. Solcherlei hat freilich immer noch in die Katastrophe geführt.
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