Welches Wissen nützt?

Eine Graduation-Kappe aus 100-Euro-Scheinen
Massenstudium oder doch lieber Orchideen? Warum die Arbeitswelt Nischen-Studenten braucht
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Orchideenfächer, seltene Studiengänge mit wenigen Studierenden, kann man schnell als unnütz abkanzeln. Wer braucht die Numismatik? Die Ethnologie? Sinologie? Fünf Hungarologen stehen jährlich 3.000 WU-Absolventen gegenüber. Wer hat mehr „Employability“ und will sie der Arbeitsmarkt?

➤ Lesen Sie mehr: Orchideenstudien und Nischen-Themen: Wohin mit dem speziellen Wissen?

Auch an den Hochschulen wurden Studien immer mehr zu Produkten, deren Erfolg man quantifizieren will. Anfängerzahlen, Drop-out-Quoten, Studiendauer, Absolventenzahlen – es wird für den Arbeitsmarkt produziert. Breite Generalstudien wie Wirtschaft, Jus oder Medizin bilden systematisch aus. Die Abgänger sind schön geformt. Und nur selten kreative Querdenker. Weil der Diskurs in den Massenfächern kaum Raum hat.

Der Freiraum aber, auch mal in wirre Gedanken und in schräge Fragen abzudriften, zu sinnieren und philosophieren, könnte ein Schlüssel für neue Lösungen sein. Denn die Probleme werden komplexer. Weshalb ungewöhnliche Wissensgebiete auch in der Wirtschaft Potenzial haben. So könnten etwa Arabistiker und Iranistiker gerade viel erklären. Sind aber in einer Organisation zu viele Spezialisten an Bord, stockt die Entwicklung. Weil alle gleich denken und gleich ticken. Frische Ideen bringen die Andersdenkenden. Zudem: Nur 50 Prozent des beruflichen Erfolgs hängen von der Qualifikation ab – den Rest macht die Persönlichkeit.

baierl.jpg

Sandra Baierl Kommentar

Kommentare