Was wir aus der Krise lernen könnten

Die Büros füllen sich langsam und man begegnet einander mit einer neuen Wertschätzung. Wenn das so bleibt, haben wir etwas gewonnen.
Andrea Hlinka

Andrea Hlinka

Langsam kehren wir alle in unsere Arbeitsstätten zurück und für manche mag sich das anfühlen, wie ein Klassentreffen nach vielen Jahren. Oder wie in den ersten Tagen im ersten Job, wo man aufgeregt war und wach und interessiert und höflich. Krisen sind eben immer auch reinigend.

Nicht alle fühlen sich allerdings so glücklich, denn sie wurden oder werden noch von der Krise weggeputzt. Nicht alle Jobs sind im Aufschwung zu halten, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Sonntag in der ZIB2 klar. Ziel müsse sein, dass diese Menschen, rasch eine andere Arbeit finden können. Ziemlich wahrscheinlich wird es kein Job sein, den sie gerne machen, oder zumindest ein „weniger idealer“, wie es Kopf nennt.

Sinkt die Höhe des Arbeitslosengeldes mit der Bezugsdauer, wie es der Wirtschaftsbund aktuell fordert, haben diese Menschen noch weniger Zeit dafür, einen Job zu finden, der ihnen Sinn gibt.

Diese Menschen werden nicht wach und interessiert und höflich in den neuen Job gehen. Sondern unglücklich und unmotiviert. Das ist dramatisch. Denn es macht Menschen krank, wenn sie in Jobs arbeiten, die ihnen nichts bedeuten. Und in den Unternehmen wiederum geht nichts weiter: Laut einer Gallup-Umfrage, die Soziologe Roland Paulsen auf Seite 20 zitiert, ist bereits jetzt satte 24 Prozent der globalen Belegschaft „aktiv unengagiert“ und dem Arbeitsplatz gegenüber feindselig eingestellt.

Nicht alle können in ihrem Traumjob arbeiten. Das war schon immer so, nicht erst seit Covid. Aber vielleicht wird es ein wenig erträglicher, wenn wir diese neue Sensibilität, die durch die Krise an vielen Arbeitsorten entstanden ist, beibehalten. Wenn wir einander interessiert und wach und höflich und wohlwollend begegnen, egal wo und in welcher Funktion und Position man arbeitet. Dann hatte die Krise vielleicht wirklich etwas Reinigendes.

Kommentare