Denn da drehte sich die politische Debatte, die speziell im sozialen Netzwerk Twitter ihr Hochamt feierte, hauptsächlich um eine Frage: War die Inszenierung der Bundesregierung rund um den ersten Stich mit der Impfnadel gerechtfertigt oder nicht? Stichwort: „Showimpfung“. SPÖ-Klubvize Jörg Leichtfried empfand das als Peinlichkeit, FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl warf dem Kanzler und dem Gesundheitsminister gar „Ostblockmanier“ vor.
Noch viel künstlicher kann eine Aufregung gar nicht sein. Denn Hand aufs Herz: Welche Partei hätte anders gehandelt, wenn sie in der Regierung vertreten wäre? Dass ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen gemeinsam mit Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres dabei waren, als die erste Frau geimpft wurde, ist eine politische Selbstverständlichkeit. Ein Fernbleiben hätte mehr unter die politische Lupe genommen werden müssen als der sonntägliche Auftritt.
Dass es sich ein Kanzler und sein Minister danach nicht nehmen haben lassen, die erste Impfung als Hoffnungsschimmer zu verkünden, nachdem sie davor fast nur mit Lockdown-Ankündigungen beschäftigt waren, kann auch nicht überraschen. Noch dazu, wo der Großteil der Bevölkerung nach solchen Botschaften giert. Und diese Hoffnung braucht Inszenierung, braucht viel Aufmerksamkeit, weil sie für unsere Zukunft der wichtigste Kraftstoff ist – wichtiger als so manche Geldspritze.
In den Oppositionschor nicht eingestimmt hat SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner. Sie hat wohltuend sachlich über die Notwendigkeit der Impfungen informiert, weil sie als Medizinerin besser als einige ihrer engen Parteikollegen weiß, wie wichtig diese erste Impfung für unser Weiterkommen ist. Und einen ähnlichen Auftritt wie der Kanzler absolvierte danach Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig im KFJ-Spital. Er wurde aber von den „Showimpfungs“-Kritikern – im Gegensatz zu Kurz – auf Twitter nicht an den Pranger gestellt.
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