Schade ist aber, dass die sich verschränkenden Worte „Parlament“ und „Demokratie“ aus Stahl nicht wie beabsichtigt unter dem (ebenfalls stählernen) Bundesadler im Nationalratssaal montiert wurden. Sie hätten den Wert dieses Ortes versinnbildlichen sollen. Weil Parlamentarismus aber oft nur bedeutet, sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen und etliche Abgeordnete Angst hatten, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (der „kunstsinniger“ ist als sein „Raubein“-Image erwarten lässt) könne sich ein Denkmal setzen, wurde das wunderbare Werk von Heimo Zobernig in einen Ausschussraum „verbannt“. Skulpturen vor dem Hohen Haus – u. a. von Erwin Wurm – scheiterten wiederum an bürokratischen Hindernissen der Stadt Wien. Ein Schelm, wer denkt, dies könnte eher politisch denn inhaltlich motiviert sein.
Im Wiener Rathaus hingegen überlegt man, sich mit Billi Thanners „Himmelsleiter“ zu schmücken, die mehr als ein Jahr am Stephansdom den Weg nach oben wies. Ganz neu war die schöne Idee Thanners schon seinerzeit nicht, der britische Künstler Ron Haselden gilt als Erfinder der neonleuchtenden Leitern auf Gebäuden. Aber wird, was auf den Stephansdom optisch und symbolisch gut passte, auch zum richtigen Sinnbild für das Rathaus? Eher nicht. Möglicherweise hechelt man damit nur einem Trend nach, statt Kunst in den Mittelpunkt zu stellen. Ohnehin bräuchte es dafür echten Rückhalt in der Politik. Die dafür Zuständigen „glänzen“ allerdings mit Abwesenheit und/oder seltsamen Entschlüssen. Oder hätten Sie gewusst, wer Kunststaatssekretärin ist? Würde Andrea Mayer nicht aus dem Umfeld der SPÖ und Kulturminister Werner Kogler nicht von den Grünen kommen, wäre die Kritik aus Kunstkreisen an beiden laut. Auch die Personalentscheidungen von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wirken eher ideologie- als publikumsorientiert: Eine starke Stimme für die Kunst und Kultur sind alle drei Verantwortlichen nicht.
Logisch, dass jetzt der böse Fall Teichtmeister die Kulturpolitik überschattet (und dabei die moralische Überhöhung mancher vom Podest purzelt). Aber sonst? Bildende Kunst, Architektur, aber auch die Schönheit des Stadtbildes und der Landschaft interessieren fast niemanden: „Volk, begnadet für das Schöne“ ist nur eine Zeile der Bundeshymne. Was an Werten missachtet, zerstört, vernachlässigt wird, ist eine Schande. Machen wir der Kunst, der Kultur öfter eine Leiter. Sie muss ja nicht immer in den Himmel führen.
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