Die Gewerkschaft Vida fordert durchschnittlich 13 Prozent Lohnplus sowie einen zusätzlichen Teuerungsbonus. Das Gegenangebot der Arbeitgeber wäre durchaus annehmbar, wird aber konsequent abgelehnt. Natürlich ist die Inflation in Österreich mit aktuell 11 Prozent sehr hoch. Allerdings wird für das kommende Jahr mit einem Rückgang auf rund die Hälfte gerechnet. Auch noch sehr viel, aber nichts, was die Forderungen der Gewerkschaft rechtfertigen würde. Es beschleicht einen das Gefühl, dass die Vida und ihr Chef Roman Hebenstreit die Situation bewusst eskalieren haben lassen. Schließlich konnten selbst die kampferprobten Metaller eine Einigung erzielen, indem sie ihre unrealistischen Forderungen wieder zurückgenommen hatten. Aber vielleicht sind die Beteuerungen von Vida-Chef Hebenstreit, nächstes Jahr nicht für den Gewerkschaftsvorsitz zu kandidieren, doch verstärkt zu hinterfragen.
Dabei gibt es Branchen und Unternehmen, wo die Gewerkschaft durchaus zu Recht Druck macht oder machen sollte. Beispiel Handel: Die Beschäftigten sind teils nicht gut bezahlt, das jüngste Angebot der Arbeitgeber verbesserungsfähig, ein Streik wird hoffentlich noch vermieden. Oder der ORF: Ein schwacher Betriebsrat hat sich mit nur etwas mehr als zwei Prozent abspeisen lassen. Nicht jeder auf dem Küniglberg erhält die Gage eines Starmoderators.
Bei den ÖBB steigen Mitarbeiter jedenfalls oft besser aus. Im Durchschnitt liegt der Verdienst bei rund 3.300 Euro brutto im Monat, und noch immer sind 40 Prozent der Beschäftigten Beamte. Schon im Vorjahr war der Abschluss mit 3,7 Prozent bei weitaus geringerer Inflation im Vergleich zu anderen Branchen relativ hoch.
Durch den Streik wird jedenfalls massiver volkswirtschaftlicher Schaden angerichtet, etwa durch Verkehrsstaus oder verzögerte Warenlieferungen. Die Kosten – zumindest was die ÖBB betrifft – tragen auch die Steuerzahler. Alleine im Vorjahr hat der Bund dem Staatsbetrieb 150 Millionen Euro alleine für den Fahrbetrieb ausgezahlt. Und in Zeiten, in denen der Umstieg vom Auto propagiert wird, schädigt die Aktion auch das Image des öffentlichen Verkehrs und verärgert landesweit die Fahrgäste. Darunter wohl auch viele Gewerkschaftsmitglieder.
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