Ursula von der Leyen: Eine Frühstücksdirektorin ist sie nicht

Blick in den Plenarsaal des Europäischen Parlaments während einer Sitzung.
Dass sie eine zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Kommission anstrebt, gilt als offenes Geheimnis. Dass die Europäische Volkspartei ihrer „Uschi“ grollt, ebenso.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Erinnert sich noch jemand an José Manuel Barroso? Auch beim Namen Jean Claude Juncker werden den meisten Österreichern kaum mehr als die kecken Sprüche des früheren EU-Kommissionspräsiden einfallen sowie die Tatsache, dass er den Brexit über die Bühne bringen musste.

Ursula von der Leyen dagegen hat der Behörde ein prägendes Gesicht gegeben. Kaum im Amt, legte die frühere deutsche Verteidigungsministerin mit ihrem Generalthema los – dem „Green Deal“. Dieses Ziel, die europäische Wirtschaft auf Nachhaltigkeit umzubauen, das gesamte Leben in Europa Richtung Klimaneutralität zu trimmen – es ist ein nötiger, aber gewaltiger und teurer Kraftakt.
Es ist ein Vorhaben, bei dem der Kommissionschefin immer heftigerer Gegenwind entgegenbläst. Und das noch dazu aus ihrer eigenen Parteienfamilie. Der Europäischen Volkspartei, den Bauern, der Industrie, der Wirtschaft, den Autofahrern – ihnen allen ist zu viel, was da aus Brüssel an grünen Vorgaben kommt.

Die Kritik aus ihren eigenen Reihen steckte Von der Leyen bisher locker weg. Nicht zuletzt deswegen, weil sie die EU in den ersten vier Jahren ihrer Amtszeit erfolgreich durch die endlose Krisenserie führte – Pandemie und dann gleich der Ukraine-Krieg.

Viele stieß sie dabei vor den Kopf: Die Ukraine in die EU holen? „Völlig verrückt“, dachte erst halb Brüssel – und das zurecht. Doch UVDL setzte sich durch. Selbst wenn nach wie vor große Skepsis herrscht, ist die geplante Aufnahme der Ukraine jetzt fixes Programm. Und auch beim Green Deal bleibt sie auf Kurs, muss sich deswegen oft Eigenmächtigkeit vorwerfen lassen.

Dass sie eine zweite Amtszeit an der Spitze der EU-Kommission anstrebt, gilt als offenes Geheimnis. Dass die EVP ihrer nicht steuerbaren „Uschi“ grollt, ebenso. Doch die Christdemokraten wissen auch:

Wenn sich Ursula von der Leyen offiziell deklariert, wird es ihr niemand streitig machen. Denn man kann ihr Vieles vorwerfen, aber eine Frühstücksdirektorin ist sie nicht.

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