Türkis-Grün: In der Tat ein Wagnis – allerdings für beide

Porträt von Journalist Michael Löffelberger vor dem Schriftzug „Kurier Kommentar“.
Nicht nur Grün, auch die ÖVP lässt sich auf ein durchaus riskantes Experiment ein.
Rudolf Mitlöhner

Rudolf Mitlöhner

Türkis-Grün also. Wenig spricht dafür, dass die nun startenden Koalitionsverhandlungen nicht zu einem positiven Abschluss kommen. Und da beide Seiten viel zu verlieren haben, wird man auch alles daran setzen, dass das Ding dann fünf Jahre hält: Kurz kann es sich nicht leisten, dass zum dritten Mal (mit dem dritten Partner) eine Regierung vorzeitig zerbricht; und die Grünen müssen sich erstmals auf Bundesebene exekutiv beweisen.

Dass und warum das Ganze kein Spaziergang wird, wurde von politischen Beobachtern wie von den Parteispitzen selbst hinreichend dargelegt. Ein bisschen wird von mancher Seite indes der Eindruck erweckt, eine türkis-grüne Zusammenarbeit bedeute insbesondere für die Grünen ein „ Wagnis“.

Das mag man so sehen, wenn man der Meinung ist, dass die Grünen die richtigen, gleichsam moralisch überlegenen Positionen vertreten, die nun von der „gut geölten Machtmaschine“ der ÖVP „mit perfekt aufeinander eingespielten Kommunikations- und Inszenierungsprofis“ (© Neo-Abgeordnete Sibylle Hamann auf Facebook) aufgeweicht zu werden drohen.

Das dürfte keine Einzelmeinung im grünen Biotop sein – ebenso wenig wie die selbstverständliche Inanspruchnahme von „Professionalität, Ehrlichkeit, Leidenschaft“ (nochmals Hamann) für ihresgleichen. Es verträgt sich freilich nicht ganz mit der gerade von dieser Seite immer wieder beschworenen Notwendigkeit der Überwindung von Klischees, Feindbildern, Polarisierung etc. Und es zeigt, dass eine Koalition von ÖVP und Grünen auch für Erstere, deren Um- und Vorfeld sowie deren Wähler ein nicht unbeträchtliches Wagnis darstellt.

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