Türkis-Blau ist für Überraschungen gut

Die Regierung will die Kindererziehungszeiten besser anrechnen – frauenpolitisch ein wichtiger Schritt.
Michael Bachner

Michael Bachner

Die türkis-blaue Bundesregierung von Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache beschränkt die Arbeitnehmerrechte wo es geht, verordnet den ungeliebten 12-Stunden-Tag und drängt die Arbeitnehmervertreter aus wichtigen Institutionen des Landes. Richtig? Nicht ganz.

Eine neue Forderung aus den Reihen von ÖVP und FPÖ lässt aufhorchen und ist vielleicht sogar dazu angetan, Ruf und Image der Regierung nachhaltig zu verbessern. Erste Reaktionen aus den Lagern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber lassen diesen Schluss zu. Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben: Die Arbeiterkammer applaudiert, die Wirtschaft protestiert.

Konkret sollen künftig Kindererziehungszeiten von bis zu zwei Jahren angerechnet werden. Dabei geht es um Gehaltsvorrückungen, von denen Frauen, die in Karenz gehen, bisher oft genug ausgeschlossen waren. Es soll aber auch zu einer großzügigeren Anrechnung der Karenz bei Kündigungsfristen, bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und vor allem auch beim Urlaubsanspruch kommen. So erfüllt Türkis-Blau quasi im Vorbeigehen die Forderung der Gewerkschaft nach der leichteren Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche.

Über allem steht aber: Die gerechtere Anrechnung der Karenz wäre ein sehr wichtiger Beitrag zur Schließung der immer noch viel zu großen Einkommensschere zwischen Mann und Frau. Vielleicht hat es sich ja ausgezahlt, dass auch immer mehr Politikerinnen Kinder bekommen und selbstverständlich in Karenz gehen. So wurde auch bei ihren männlichen Kollegen auf der Regierungs- und Oppositionsbank Bewusstsein für dieses wichtige frauenpolitische Anliegen geschaffen.

Kommentare