Doch Trump war immer schon viel weniger Ideologe als Populist, jemand, der weiß, wo bei Menschen der seelische Haussegen schief hängt. Der Immobilien-Mogul und chronische Bankrotteur musste selbst erleben, wie die bekannt überhebliche New Yorker Society noch die Nase über ihn rümpfte, als er seinen Trump-Tower mitten in die City pflanzte.
Aus dieser Zeit hat Trump seine eigene Wut auf die US-Eliten und ihre Netzwerke mitgebracht und die bei ihm wirklich tief sitzende Überzeugung, dass er es mit diesen Eliten aufnehmen kann – und muss.
Genau damit trifft er das Lebensgefühl großer Teile der US-Gesellschaft – jener Menschen, denen klar geworden ist, dass das Urversprechen der amerikanischen Demokratie für sie nicht mehr gilt: Du kannst es schaffen, wenn du an dich glaubst und bereit bist, dafür hart zu arbeiten.
Was gesellschaftliche Eliten weltweit vereint, ist der Versuch, die einmal erreichte Ausnahmestellung für sich selbst zu verteidigen – und mit allen Mitteln für die eigenen Kinder zu reservieren. Gerade die USA mit ihren privat geführten Bildungseinrichtungen, die den Zugang zu klingenden Titeln und soliden Netzwerken verwalten, bieten dafür perfekte Voraussetzungen. Ehrgeiz und Fleiß, die einst dort die Türen öffneten, reichen heute nicht mehr aus. Dass obendrein Erben und nicht Arbeiten heute der verlässlichere Weg zu Wohlstand ist, vereint ohnehin alle westlichen Gesellschaften.
Soziale Mobilität, der Traum, es vielleicht wirklich vom Tellerwäscher zum Millionär zu schaffen und vor allem den eigenen Kindern diesen Weg zu öffnen: In den USA war das ein Credo, das – ganz wortwörtlich – religiöse Bedeutung hatte. Dass dieser Glaubenssatz nicht mehr gilt, hat gut einem Drittel der Amerikaner das Grundvertrauen in ihre Gesellschaft genommen.
Geblieben ist ihnen aber die so uramerikanische Bereitschaft, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen – im Ernstfall auch gegen Recht und Gesetz, die ohnehin nur noch anderen dienen würden. Dass Trump mit dieser Frustration spielt, ist Grundregel jedes Populisten. Dass er damit aber auf offene Ohren stößt, das ist die wirklich tödliche Bedrohung für die US-Demokratie – der jetzt angeklagte Ex-Präsident ist nur ein Symptom dafür.
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