Trump-Anklage: Der drohende Bumerang

Erstmals in der mehr als 200-jährigen US-Geschichte könnte kommende Woche ein ehemaliger amerikanischer Präsident vor Gericht erscheinen – wenn er denn erscheint. Die Anklage gegen Donald Trump ist fürwahr historisch. Und sie könnte sich noch als historischer Bumerang erweisen, der die USA durch Nachschlagen eines wütenden Trump-Mobs, ins Chaos stürzt.
Trump ist angeklagt, 2006 Schweigegeld für eine Pornodarstellerin und ein Playboy-Model als Anwaltskosten verbucht zu haben und de facto illegale Wahlkampffinanzierung geleistet zu haben – denn wären seine Affären mit den Sternchen (zur Zeit der Niederkunft seiner Frau) im Wahlkampf 2016 publik geworden, hätte das seine Wahlchancen vermutlich reduziert.
Nun sind die G’spusis des früheren Soap-Opera-Stars wohl geschmacklos, aber juristisch nicht relevant (außer in einem Scheidungsverfahren). Und die Konstruktion der Wahlkampffinanzierung ... - na ja.
Trump hat größeren Dreck am Stecken: Der Aufruf zur Wahlfälschung in Georgia nach der letzten Präsidentenwahl, die Aufwiegelung seiner Anhänger zum Sturm aufs Kapitol in Washington, die gefälschten Immobilienwerte in New York zum Millionen-Steuervorteil – das sind vor einer möglichen Anklage stehende juristische Kaliber, die im Falle einer Verurteilung einen Ex-Präsidenten vom Thron stoßen können. Auch einen scheinbar unantastbaren, von Verschwörung faselnden Donald Trump, der nicht nach Sympathie, sondern nach juristischen Fakten zu belangen ist.
Die Schweigegeld-Sache ist ein Nebenschauplatz, der Trump und seinen Getreuen die Gelegenheit gibt, genau diese Verschwörungsmythen weiter zu weben. Und die Stimmung im Land vor der Wahl 2024 zu vergiften.
Die Justiz agiert, wie sie agieren muss – ja eh. In diesem Falle agiert sie ganz schlecht.

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