Todesursache Smartphone: Wir sind voll

Todesursache Smartphone: Wir sind voll
Smartphones machen sich in der Unfallstatistik bemerkbar. Das ist Symptom einer Verhaltensänderung, die uns Sorgen machen muss.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Österreich hat einen problematisch hohen Alkoholkonsum. Der Gebrauch von Freizeitdrogen steigt stetig an und sorgt wie stets für Sorgenfalten auf der Stirn von Entscheidungsträgern. Uns allen ist klar, dass ein übermäßiger Konsum gesundheitsschädlicher Substanzen nicht wünschenswert ist.

Man würde meinen, dass diese Themen auch die Verkehrssicherheit in entscheidendem Ausmaß prägen. Dort sorgt aber ein anderer Trend für hohe Todeszahlen: Das Smartphone am Steuer ist die tödlichste Ablenkung von allen, wie eine aktuelle Statistik zeigt.

Diese Nachricht sorgt vielleicht für die notwendige Aufmerksamkeit für äußerst problematische Verhaltensweisen im Alltag: Smartphones machen süchtig. Das kann niemand abstreiten, der oder die schon einmal versucht hat, sein Handy einen Tag lang in einem anderen Zimmer liegen zu lassen: Notification hier, Algorithmus da ... Wir sind gefangen in einer Zeitverschleißmaschinerie, die von den besten Köpfen der digitalen Industrie betrieben und stetig weiter entwickelt wird.

Das Smartphone ist als Summe seiner Teile problematisch: Eine Navigationsfunktion in einer fremden Stadt zu nutzen ist hochpraktikabel. Ein dienstliches Mail nach Feierabend von der Couch aus zu beantworten, zeugt von Einsatz im Berufsleben. Eine Whatsapp-Gruppe mit der Familie kann dazu dienen, weit entfernte Personen für einen Moment an einen gemeinsamen digitalen Ort zu bringen.

Bloß vermischen wir all das in extrem hohem Tempo. Die Realität vieler Menschen beginnt mit dem Wecker am Smartphone, dem Checken erster Benachrichtigungen (hat mein Instagram-Post ein Like bekommen? Worüber streiten die Leute auf Twitter?). Ein Blick in den Kalender, um den Tag zu strukturieren (am Smartphone); erste unbeantwortete Nachrichten werden behirnt. Parallel dazu werden die News gecheckt, eine neue private Nachricht langt ein, und ein Frühaufsteher im Team hat erste Ideen für den Arbeitstag gemailt. Ach ja: Wie wird das Wetter ...?

All diese Tätigkeiten hätten vor zehn Jahren noch locker einen Tag gefüllt. Heute rasen wird auf einen westentaschengroßen Begleiter durch den Alltag, der immer dichter wird. Smartphones verlangen dauernd nach unserer Aufmerksamkeit. Sie nehmen dazu noch jeden unserer Schritte, Klicks und unsere Kommunikationsdaten auf, um mit diesen noch zielgerichteter unsere Aufmerksamkeit zu hacken.

Kein Mensch kann abschätzen, was das mit uns als Gesellschaft macht. Wir sehen nur die Symptome: Abendessen mit der Familie, in denen das Handy mit am Tisch sitzt, tödliche Unfälle im Straßenverkehr. Wir sollten langsam begreifen, dass wir ein ernstes Problem haben.

Porträt eines Mannes mit Brille vor dem Hintergrund „Kurier Kommentar“.

Philipp Wilhelmer.

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