Thiem wieder top? Ja, aber eher erst in zwei Jahren

French Open - Day 2
Man muss Geduld haben mit Österreichs Tennis-Ass. Geduld, die auch er für sich beanspruchen muss.
Harald Ottawa

Harald Ottawa

Anfang Mai war Dominic Thiem überaus guter Dinge. Er hatte wieder Selbstvertrauen und würde unter dem neuen Trainer Ben Ebrahimzadeh endlich wieder mit der gleichen Intensität wie unter Günter Bresnik trainieren (freilich ist die Frage legitim, was er unter Nicolas Massu gemacht hat).

Umso enttäuschender ist sein enorm fehlerhafter Auftritt nun bei den French Open, wo er dem verlässlichen, biederen Sandplatzspieler Pedro Cachin, der gewiss kein Blender vor dem Herrn ist, in fünf Sets unterlag. Enttäuschend, aber keineswegs überraschend.

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Geduld ist gefragt. Geht es nach der Rechnung von Thomas Muster, sollte man diese zumindest noch ein Jahr aufbringen. Laut der ehemaligen Nummer 1 braucht es die Zeit, die man verletzt nicht spielen konnte, mal drei, um wieder annähernd dorthin zu kommen, wo man schon war.

Thiem war neun Monate ohne Match, würde also 27 Monate benötigen, um wieder der alte Topmann zu werden. Seit 14 Monaten spielt er wieder, also könnte es nächstes Jahr mit mehr als nur für den ersten Matchsieg bei den French Open seit 2020 klappen.

Noch realistischer ist eine andere Rechnung. Thiems Arbeit mit Günter Bresnik endete Anfang 2019 (offiziell ein paar Monate später). Dieser hat seinen Schützling das Fundament geliefert, ihn perfekt ausgebildet.

Davon lebte Thiem fast zwei Jahre, ehe der Sprit ausging, ehe die Erfolgskurve schon vor der Handgelenksverletzung rasant nach unten ging.

Massu war als Touring Coach geholt worden, doch die grundlegende Arbeit wird am Trainingsplatz vor und nach Turnieren geleistet. Massu war ein Trainer, der tat, was Thiem gefiel. Als Trainer sollte man aber darauf setzen, was ein Spieler braucht, nicht auf das, was er will.

Seit April ist Thiem mit Ebrahimzadeh vereint. Und es könnte und wird wohl wieder fast zwei Jahre dauern, bis die Arbeit tragend wird, in diesem Fall fruchtet. Geduld ist gefragt, vor allem Thiem, der im September 30 wird, sollte sich vom Lauf der Zeit nicht unter Druck setzen lassen.

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