SPÖ: Szenen einer Partei, die in Partien zerfällt

Das überfallsartige Aus für Christian Kern als Parteichef sagt sehr viel über den Zustand der SPÖ aus.
Josef Votzi

Josef Votzi

Glawischnig samt grüner Partei weg, Strolz im Weggehen und Kern schon mehr weg als da. Die Luft wird auch an der Spitze von Parteien immer dünner. So ließe sich der mit Kern bald komplette Abgang aller Oppositionschefs nüchtern abhandeln.

Der jüngste Paukenschlag im Fall der SPÖ ist aber einmalig – und steht für mehr als eine Personalrochade. Die Kanzlerpartei besteht nach dem Verlust der Macht bald nur noch aus Partien. Sie liefert dieser Tage einen Anschauungsunterricht, wie es ist, wenn auch in einer Partei, die noch immer gerne auf der Bühne „Hoch die Solidarität“ skandiert, innen zunehmend die Ich-AGs das Kommando übernehmen. Am Anfang stand Kerns vage Idee für eine kühne Volte, als EU-Spitzenkandidat Kurz und der ganzen Polit-Welt zu zeigen, was wirklich in ihm steckt. Der Kanzler a. D. weihte eine Handvoll Spitzenleute in diese Überlegungen ein. Von einem ausgefeilten Plan war, bis die Sache vor der Zeit aufflog, nie die Rede.

Just zweieinhalb Wochen vor dem Parteitag, an dem sich Kern der Wiederwahl als Parteichef stellen wollte, landete die Kern-Idee nicht nur bei den Medien, sondern auch bei den neuen Machthabern in Türkis.

Da konnten es in der SPÖ einige offenbar nicht mehr erwarten, dass Kern wirklich geht – und sei es nach Brüssel. Der Rest ist eine Schmierenkomödie, die viel über Christian Kern sagt – aber auch sehr viel über den Zustand jener Partei, die Kern nun binnen schon vier Wochen an einen neuen Chef oder eine Chefin übergeben muss. Um den Job des Oppositionsführers hat sich in der Leider-Nein-Regierungspartei schon davor niemand gerissen. Glück im aktuellen Unglück für Christian Kern: Er ist die Fron des SPÖ-Chefs früher als selbst gewollt für immer los.

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