Schwärmerei über Kneissl ist vorbei

Das FPÖ-Kalkül, mit der parteifreien Außenministerin Achtung zu erwerben, ging bisher nicht auf.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Karin Kneissl setzte einen Tweet über ihre Sonntagsbeschäftigung ab: „Heute in Carnuntum beim feierlichen Gedenken an das Kaisertreffen am 11. 11. 308 zwischen Licinius, Konstantin, Galerius und Maximilian Daia, bei dem die Neuordnung Europas begonnen hat.“ Kenner der Außenministerin sagen, der Tweet sei typisch für sie: Fachwissen hervorzukehren und sich bis zur Verschrobenheit in Details zu verlieren.

Um nicht missverstanden zu werden: Es ist Karin Kneissl unbenommen, in ihrer Freizeit ein Kaisertreffen aus dem Jahr 308 zu feiern. Aber es ist auch unverkennbar, dass an ihrem Arbeitsplatz ihr Ruf als Fachfrau gelitten hat. Jedenfalls ist das Konzept der FPÖ, mit einer parteifreien Expertin im Außenministerium internationale Achtung zu erwerben, bisher nicht aufgegangen.

Verhindern konnte Kneissl zweifellos einen Entrüstungssturm, dass das Außenamt überhaupt an die FPÖ ging. Aber mehr nicht. Die blaue Kungelei mit den europäischen Ultra-Nationalisten konterkariert alle Bemühungen für Normalisierung. Und Israel hält den politischen Boykott gegenüber der FPÖ sowieso aufrecht. Da hilft auch Fürsprechen des Bundespräsidenten nichts.

Die Türkisen wiederum lassen Kneissl wenig Luft. Die EU-Kompetenzen musste sie abgeben, und der Kanzler ist fast mehr im Ausland als im Inland unterwegs.

Aber auch in der FPÖ hat ihr Ansehen gelitten. Der Knicks vor Wladimir Putin ließ Zweifel an ihrer Professionalität aufkommen. „Eine Hochzeit ist Privatsache, keine politische Veranstaltung“, bekrittelte Innenminister Herbert Kickl unlängst im KURIER.

Schwärmereien von einem „weiblichen Kreisky“ sind schon lange nicht mehr zu hören. Aber mit diesem Vergleich hatte ihr Heinz-Christian Strache die Latte sowieso von Beginn an zu hoch gelegt. daniela.kittner

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