Schieder, der ideale Kandidat für Ludwig

Nach Christian Kerns Rückzug als EU-Kandidat muss es jetzt Andreas Schieder für die SPÖ richten.
Michael Bachner

Michael Bachner

Was sagt die Prinzessin, wenn sie fällt? Aufstehen, Krönchen richten und weiter gehen. So oder so ähnlich macht es jetzt Christian Kern und seine Partei atmet erleichtert auf.

Zu groß war der Unmut an der Basis, auf der mittleren Funktionärsebene und in der Gewerkschaft über Kerns Wankelmütigkeit. Auch sein Plan einer Allianz mit Frankreichs Präsident Macron sowie linken und grünen Gruppierungen bei der EU-Wahl fand in der Partei keine Mehrheit. Seine Selbsternennung zum EU-Spitzenkandidat wurde noch hingenommen, aber sein Wunsch, auch Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten zu werden, erschien mit jedem Tag unerfüllbarer. So blieb wohl nur der endgültige Rückzug aus der Politik.

Die neue Chefin Pamela Rendi-Wagner bedauert das offiziell, wird aber insgeheim froh über Kerns Schritt sein, denn nur ohne ihn dürfte ein echter Neustart gelingen. Dass es nun ausgerechnet Andreas Schieder als EU-Spitzenkandidat richten muss, ist freilich nicht ohne Ironie. Der zweifellos kompetente und erfahrene Schieder war der erbitterte Gegner von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig im Kampf um Häupls Erbe im Rathaus.

Und nun wurde Schieder ausgerechnet von Ludwig unterstützt. Das hat gewichtige Gründe und sagt viel über den Zustand der SPÖ aus: Ludwig kann die Flügelkämpfe in der Wiener SPÖ für beendet erklären; Ludwig hat einen Wiener durchgebracht und er ist Schieder als Widersacher los. Perfekt – aus der Sicht Ludwigs.

Auch Rendi-Wagner ist happy, wenn Ludwig wieder happy ist. Vor allem aus Wien kam bei ihrem Start kalter Gegenwind. Schön, wenn die SPÖ also wieder geeint auftreten kann. Jetzt müssen nur noch die Wähler mitspielen.

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