Dass die Regeln vielen Menschen eine schwere Erkrankung erspart haben, ist ein unbestrittener Verdienst. Zugleich haben sie aber einer neuen Verbotsgesellschaft das Feld bereitet: Runter vom Gas – wer langsamer fährt, der rettet das Klima. Raus aus dem Gas – wer bei 19 Grad freiwillig in den eigenen vier Wänden friert, der schont die Gasspeicher. Licht aus! Und das Silvesterfeuerwerk muss ohnehin ausfallen – es ängstigt Tiere und produziert Feinstaub. Willkommen im Diktat der Moral.
Die neuen Rauchverbote, die der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch jetzt gemeinsam mit dem Koalitionspartner ÖVP auf den Weg bringen will, sind der jüngste Ausfluss einer neuen Prohibition. Das Rauchen auf Kinderspielplätzen und Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche soll demnach bundesgesetzlich unter Strafe gestellt werden. Selbiges gilt für die Zigarette im Auto, wenn Kinder mitfahren; für die Einhaltung des Rauchverbots ist übrigens explizit der Lenker verantwortlich, er kann zur Verantwortung gezogen werden.
Dass Zigarettenkonsum schädlich ist – gleichermaßen für Passivraucher –, wurde über Jahrzehnte hinweg wissenschaftlich belegt. Dass es klüger wäre, damit aufzuhören, erschließt sich auch leidenschaftlichen Rauchern. Die Verbote in Lokalen und Bars waren – flankiert von riesigen Warnhinweisen und Gruselbildern auf den Zigarettenpackungen – ein folgerichtiger Schritt. Problematisch wird es, wenn Verrechtlichung und Bevormundung an die Stelle des eigenen Verstandes treten. Wenn der Staat seinen Bürgern kluges, maßvolles Handeln nicht mehr zutraut. Und wenn kleine Regelverstöße die Polizei auf den Plan rufen.
Mal ganz ehrlich: Die Jugendlichen, die im vermeintlichen Schutz der Dämmerung am Spielplatz eine verbotene Zigarette probieren – wie Generationen vor ihnen – sind ebenso wenig ein Fall für die Ordnungshüter wie derjenige, der in der U-Bahn in ein Weckerl beißt oder gar aus Nachbars Garten einen Apfel fladert.
All das kann eine funktionierende Gemeinschaft – mitunter auch mit dem nötigen Augenzwinkern – selbst lösen. Der Staat hätte wahrlich Wichtigeres zu tun.
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