Putin wird nicht auf den Westen feuern: Wer als Erster schießt, ist als Zweiter tot, gilt im möglichen Nuklear-Konflikt immer noch. Aber er kann die Ukraine treffen, etwa mit einer taktischen Atombombe in der Luft, die die Stromversorgung und damit das Land erledigt.
Daneben aber führt er seinen Weltkrieg mit dem Hauptziel, über die Wohlstandszerstörung den Westen in die Knie zu zwingen. Dort dämmert es wohl spätestens seit dem unsäglichen Hass-Geschwurbel vom Freitag, dass Putin von Anfang an diesen zweiten Krieg geführt hat. Es ging ihm auch um die Ukraine. Aber es ging vor allem um die Tilgung der Schmach von 1990/91, der „Zerstückelung“ der Sowjetunion „am lebendigen Leib“. Und um eine „fundamentale Transformation der Weltordnung“. Der bluttriefende Kriegsherr in Moskau hat dem Westen schon vor seinem Überfall auf die Ukraine mit „nie dagewesenen Konsequenzen“ gedroht. Es hat nur niemand hingehört oder hinhören wollen. Krieg, heute, in Europa, das kann nicht sein, oder?
Wladimir Putin führt seine beiden Kriege mit erschreckend konventionellen und noch erschreckender ganz anderen Mitteln. Nicht als Reaktion auf etwas, sondern weil er sie führen will. Er ist längst jeder Ratio entrückt, auch das Abfallen von Partnern (China, Indien) schert ihn nicht. Die Mär, hätte man ihm nur Zugeständnisse gemacht, fällt längst in sich zusammen. Und glaubt wirklich irgendwer, würde die Ukraine den Gebietsraub akzeptieren, hätte die Welt in Putin wieder einen honorablen, netten Partner?
Es herrscht leider tatsächlich Weltkrieg. Und in dem ist Zaudern und Angst der schlechteste Ratgeber. Der Westen muss dagegen stehen. Sonst bewahrheitet sich die düstere Drohung, dass die Welt „nie mehr so sein wird“, wie früher – sondern so, wie sie sich der Massenmörder im Kreml vorstellt.
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