Es gibt einen Grund, warum selbst Profiteure wie Apple & Co. die Bildschirmzeit ausweisen. Die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Information wie Unterhaltung ist verheißungsvoll – verheißt aber nichts Gutes, was die kognitiven Leistungen des größten Rechners – unseres Gehirns nämlich – betrifft. Im Gegenteil.
Forschungen belegen, dass die Aufmerksamkeitsspanne durch die Nutzung von digitalen Medien sinkt. Und zwar sukzessive. Nicht ohne Grund wird die Möglichkeit, Ton- und wie Videoaufnahmen in 1,5-fachem Tempo und schneller abzuspielen, angeboten. Weil es genutzt wird.
Vieles wird schneller, doch die Aufmerksamkeit schwindet. Je früher Menschen damit in Berührung kommen, desto schwieriger wird es, diese Konditionierung an die Erfordernisse des (analogen) Alltags anzupassen oder gar abzutrainieren. Denn nichts anderes passiert, wenn ein Handy rund um die Uhr theoretisch wie praktisch in Händen ist. Eine Unterrichtseinheit lang sich mit allen Sinnen auf ein Fach zu konzentrieren – das ist weder Bürde, Strafe noch unzeitgemäß, sondern unbezahlbares kognitives Training für den Hochleistungscomputer Hirn. Dies nicht von klein auf nutzen zu lernen, sondern buchstäblich sehenden Auges brachliegen zu lassen, was der Mensch alles aus sich heraus vermag, das ist töricht.
CONTRA
Wolfgang Unterhuber, Mitglied der Chefredaktion
Wer sich noch an seine eigene Kindheit erinnert, weiß: Ein Verbot macht das Verbotene erst so richtig interessant und man wendet viel Zeit, Energie und Kreativität auf, um das Verbot zu umgehen.
Ein generelles Handy-Verbot in den Volksschulen ist aber nicht nur aus diesem Grund zwecklos. Die Mobiltelefone haben schon einen viel zu hohen Stellenwert im Alltag der Kinder. Das ist nicht unbedingt eine positive Entwicklung, ist aber leider die Realität. Es macht daher mehr Sinn, das Problem an der Wurzel zu packen.
So können mit den Kindern Regeln für die Verwendung der Mobiltelefone erarbeitet werden. Etwa, dass das Handy während des Unterrichts unbenutzt auf dem Tisch liegt. Auch Gefahren können behandelt werden. Etwa, welche Folgen es haben kann, wenn man Fotos von seinen Mitschülern ohne deren Erlaubnis erstellt und sie ins Netz stellt. In Summe könnte eine Art Hausordnung für die Schule erstellt werden, die sicher auf mehr Akzeptanz stößt als ein Verbot.
Bildungspsychologen wie Christiane Spiel plädieren zudem dafür, das Mobiltelefon auch didaktisch einzusetzen. Als Mittel der Recherche für einen Unterrichtsstoff. Man bringt den Kindern damit eine sinnvolle Form der Handy-Nutzung bei.
Was auch noch gegen ein Verbot spricht, ist die Erreichbarkeit. Oft genug kommt es zu unvorhergesehenen Ereignissen. Stunden fallen plötzlich aus oder Eltern können ihre Sprösslinge nicht pünktlich abholen. Kinder und Eltern müssen da rasch miteinander kommunizieren können.
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