Klingt wenig? Au contraire: Diese Menge wäre das Äquivalent von rund 500 Halbliter-Flaschen Bier vom Säugling bis zum Greis – der weltweite Pro-Kopf-Durchschnitt liegt bei 5,5 Liter reinem Alkohol jährlich.
Und was hat der alpenländische Top-Platz mit einem Alkoholverbot im öffentlichen Raum zu tun, das alle Aufregung über eine weitere Verordnung in Wien zum Trotz in vielen Kommunen gelebte Realität ist? Viel. Alkohol im Übermaß konsumiert (und nicht aus Genuss getrunken) ist ein Suchtmittel, nicht mehr, nicht weniger, auch wenn es hart klingt. Eines, dessen Krankheitsfolgen oft nicht gesehen werden wollen oder an das Jugendliche zu leicht herankommen.
Alkoholverbote im öffentlichen Raum setzen als vorrangiges Ziel mehr Ruhe vor grölenden Betrunkenen oder Schutz vor Sachbeschädigungen durch vom Alkohol enthemmte Personen, das ist gut so. Aber vielleicht dienen sie auch als Mahnung: Trinken im Übermaß ist nicht cool. Und schon gar nicht, wenn Unbeteiligte wie Anrainer oder Passanten darunter leiden müssen.
CONTRA
Uwe Mauch, Chronik
Ein Alkoholverbot auf einem hochsensiblen öffentlichen Platz in Floridsdorf! Das verhängt man, nachdem man in Wien kurz zuvor eine Wahl vom Zaun gebrochen hat und jetzt gegen die Kickl-FPÖ gewinnen will.
Die Botschaft an all jene, die in einem Flächenbezirk wie Floridsdorf schon lange nicht mehr die SPÖ wählen, versteht auch dort jeder und jede: Seht her, wir sind es, die jetzt (wieder) für euch da sind.
Dass man mit so einem Verbot selten bis nie das Problem von Alkoholkranken lösen kann (siehe dazu die dramatischen Daten für Österreich im Pro der Kollegin), könnte sich Bürgermeister Michael Ludwig gerne von Professor Michael Musalek erklären lassen, quasi von Michl zu Michl.
Das ist die menschliche Komponente. Für die Stadt und ihre Wähler ist auch von Interesse: Wenn ich die Drangler vom Praterstern verbanne, dann ziehen sie schnell weiter nach Floridsdorf. Und was dort? In Floridsdorf ist die Stadt zu Ende, zumindest, was große Bahnhöfe anlangt. Wohin also will man ein offensichtliches soziales Problem jetzt abdriften lassen?
Dass Frauen in Floridsdorf seit Jahren schon darauf aufmerksam machen, dass ihnen beim Überqueren des Franz-Jonas-Platzes das subjektive Sicherheitsgefühl abhandenkommt, muss man ernst nehmen. Auch ist jede Form von Gewalt zu ahnden.
Jene, die das soziale Elend am Liebsten verdrängen, dürfen jedoch nicht das Maß politischer Entscheidungen sein. Dass die Süchte künftig in einer nahen Schulmeile befriedigt werden könnten, ist auch ungut.
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