PRO
Johanna Kreid, stv. Chronik-Ressortleiterin
Zugegeben, man kann es übertreiben mit dem Weihnachtskitsch. 2015 schloss sich der Moderator eines Kärntner Regionalsenders im Studio ein und spielte 23 Mal „Last Christmas“ von Wham. Selbst als Weihnachtskitsch-affiner Mensch sagt man: Das muss nicht sein.
Doch der Herbst ist, da gibt es wenig zu beschönigen, eine deprimierende Veranstaltung. Kalt, grau und finster, wie er daherkommt, braucht es ein paar Tricks, sich die Zeit zu versüßen.
Und das tun wir eben mit Punsch und Lebkuchen, mit bunten Lichterketten und Glitzerschmuck. Das steht dem Herbst gut und macht ihn doch deutlich erträglicher.
Dabei muss die Vorweihnachtszeit auch nicht zur wochenlangen, stressigen Punschhütten- und Geschenkekauf-Rallye ausarten. Doch sie kann ein Anlass sein, sich mit Menschen zu treffen, die man lange nicht gesehen hat, oder jemandem mit einem Geschenk eine Freude zu bereiten.
Dass unsere Stadt, abgesehen von Nebelgrau, auch ein paar bunte Lichter trägt, ist doch erfreulich. Und sollte „Last Christmas“ im Radio laufen, kann man ja notfalls den Sender wechseln.
Gerüchtehalber musste der tatverdächtige Radiomoderator zur Strafe übrigens den Weihnachtsdienst übernehmen. Wie übrigens heuer auch Ihre Autorin (wiewohl sie gelobt, niemanden mit Weihnachtsliedern zwangsbeschallt zu haben; nicht einmal den Grinch-Kollegen unten). Aber gefeiert – mit Baum, Geschenken und jeder Menge Deko – wird natürlich trotzdem.
CONTRA
Dominik Schreiber, Chronik-Chefreporter
Ab August kommen im Stakkato Lebkuchen, dann Oktoberfest-Würstel, Halloween-Süßigkeiten, Nikolo und Krampus, Weihnachtsbeleuchtung, Punschtrinken, Silvesterstände und anschließend feiern wir bis in den April hinein Ostern.
Langsam muss man sich Sorgen machen, wie der Handel die festlose Durststrecke von Mai bis Juli überhaupt überleben kann. Die drei Monate müssen für Geschäftsleute die Hölle sein.
Dass das Ganze absurde Ausmaße annimmt, kann man im Frühsommer im Duty Free in Dubai beobachten. Dort werden bei 40 Grad Tausende Schoko-Weihnachtsmänner zu Ramschpreisen verkauft. Das ist kein Witz, manche Geschäfte haben fast die Hälfte der Verkaufsfläche unseren süßen Restln gewidmet.
Wir als Familie haben mit Corona beschlossen, aus dem Weihnachtswahnsinn auszusteigen. Ich habe seither keine Weihnachtsfeier mehr besucht, verzichte auf überteuerten Punsch eingepfercht zwischen Menschenmassen und wir schenken einander keine Geschenke mehr. Vorbei ist der Stress, schon im September zu überlegen, was wir kaufen sollen.
Seither besteht Weihnachten für uns lediglich noch aus einem gemütlichen Familienfest. Der Baum ist nur mehr halb so groß und es werden nur mehr drei Weihnachtslieder gesunken. Seither kann man sich wieder auf das Fest freuen. Dass mich meine Kollegin aus der Kolumne oben deshalb als Grinch bezeichnet, empfinde ich als Auszeichnung.
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