Nun kann man Pilnacek natürlich kritisieren. Vor allem dafür, dass er im Unterschied zu vielen in der Justiz genau nicht auf Distanz zu Politik und Spitzen-Unternehmern ging, sondern in Wiener Innenstadtlokalen und sogar im Justizministerium für Promis „Hof hielt“.
Der brillante Legist wusste, dass sein Verhalten den Eindruck der Zweiklassenjustiz nährte – und tat es dennoch.
Doch abgesehen davon, dass ihm selbst härteste Kritiker nie unterstellt haben, im Falle des Falles – also etwa bei Strafverfahren – Personen oder Parteien über Recht oder Justiz zu stellen (vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs wurde er freigesprochen), geht es jetzt um etwas anderes.
Heute geht es darum, dass Pilnaceks tragischer Tod zum Gaudium eines zahlenden Publikums angezweifelt wird.
Unbestritten ist: Er war in der Tatnacht schwer alkoholisiert und wurde am Steuer erwischt(1,4 Promille laut Obduktion); unbestritten ist weiters, dass ihm ein Strafverfahren, öffentliche Ächtung und der Verlust von Job, Gehalt und Pension drohten. Wer all das weiß und dennoch ein Komplott insinuiert, der darf nicht nur Fragen stellen. Er muss auch die ein oder andere Antwort parat haben.
Welche Indizien und welches Motiv sprechen dafür, dass Polizei, Justiz und Gerichtsmedizin gemeinsam etwas vertuschen? Und warum haben Journalistenkollegen, die Pilnaceks Laptopdaten seit einem Jahr analysieren, keinen belastbaren Beleg für einen Mord finden können?
Wer sich nur darin gefällt, ständig Zweifel zu säen, der macht nichts anderes als das Geschäft der Schwurbler. Was schade ist, denn: Es mag in diesen Tagen an vielem fehlen. An Weltverschwörern sicher nicht.
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