Nowak und Schrom: Die rote Linie

wilhelmer.jpg
Die kompromittierenden Chats der beiden Chefredakteure haben Konsequenzen. Ein schmerzvoller, aber wichtiger Schritt.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Wir haben Standards. Das ist die Erkenntnis aus den peinlichen Chataffären zweier führender Medienleute, die sich von ihren Funktionen zurückgezogen haben. Einer ging bis zur Prüfung der Vorwürfe in Urlaub – immerhin ORF-TV-Chefredakteur Matthias Schrom. Ein zweiter stellte seine Funktionen ruhend, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt sind – Presse-Chefredakteur Rainer Nowak.

Beide haben ihren untadeligen Ruf aufs Spiel gesetzt, indem sie zu nahe an die Politik rückten, wie sich an mehreren geleakten Chatnachrichten ablesen ließ. Nowak diente sich dem heutigen Kronzeugen-Anwärter Thomas Schmid als ORF-Chef an und ließ auf dessen Wunsch „Formulierungen“ aus Meldungen rausnehmen.

Schrom umgarnte den damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und gab ihm Tipps, wo er sich wegen missliebiger Berichterstattung beschweren könnte.

Für das Publikum ein irritierendes Bild: Eine der renommiertesten Zeitungen des Landes und das größte Nachrichtenmedium der Republik drohten, über Nacht in Verruf zu geraten. Dieses Verhalten öffnet Tür und Tor für jene Verschwörungstheoretiker, die ohnehin alles als abgekartetes Spiel zwischen Politik und Medien betrachten. Dass sowohl ORF als auch Presse-Eigentümer Styria Konsequenzen zogen, zeigt: Die roten Linien gibt es.

Auch für jene, deren Standards man höher eingeschätzt hatte. Ein wichtiges und schmerzvolles Signal.

Kommentare