Eine kleine, selbstgerechte Gruppe aus (Twitter-)Agitatoren verteilt Denkge- und -verbote. In dieser Welt blendet man die (auch durch die jahrzehntelang regierende Sozialdemokratie erreichten) hohen Sozialstandards aus, speziell, wenn gerade die „Falschen“ regieren. Insgesamt herrscht eine ungesunde Empörungskultur. Aufmerksamkeit erringt nur noch, wer den Vorschlaghammer benutzt. So hat Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer wahrscheinlich viel heimlichen Applaus für seine Brunnen- und Viktor Adler Markt-Kritik bekommen, weil die Bevölkerung oft genau das Gegenteil der darob wieder einmal tobenden Twitter-Bubble denkt. Differenziert betrachtet gibt’s auch hier Schattierungen: Ja, die meisten Wiener Märkte sind nicht sehr vielfältig und schon gar nicht international, oft nicht einmal regional. (Markthallen, wie man sie in Italien und Frankreich findet, wurden leider abgerissen und durch seelenlose Neubauten ersetzt, aber das ist eine andere Geschichte.)
Und ja, man muss auch in Wien oder Linz ethnischen Abschottungstendenzen entgegentreten. Der Zuzug von meist männlichen Migranten, die teilweise erst alphabetisiert werden müssen, setzt irgendwann auch das „weltweit beste Sozialsystem“ unter Druck und lässt neue Armut entstehen. Zu glauben, man könne diese einfach mit neuer Umverteilung beseitigen, ist naiv.
Besser wäre es, sich nach mehr Leistungsträgern umzuschauen. Womit wir bei der nächsten Aufregung wären: Aus Oberösterreich wurde eine integrierte indische Familie abgeschoben, die Arbeit hat (aber nach einem negativen Asylbescheid die Ausreise verweigerte). Klar, beim derzeitigen Arbeitskräftemangel sollte ein Umstieg vom Asylverfahren auf die Rot-Weiß-Rot-Karte möglich sein. Logisch ist aber auch, dass der Rechtsstaat ausgehebelt wird, wenn man darauf hoffen darf, mithilfe von NGO-Anwälten und befreundeten Journalisten schon irgendwann einmal ein Aufenthaltsrecht zu kriegen. Selbst der aus einschlägigen Fällen bekannte Anwalt räumte ein, dass man viel zugunsten der Familie hätte auslegen müssen, um ein Bleiben zu ermöglichen. Twitter jedoch hatte wie immer den Stab über der Sache gebrochen. Wo steckt übrigens Marco Pogo als Politiker? Er war doch noch vor Kurzem der hellste Stern in diesem Paralleluniversum, ehe Babler auf der Bildfläche erschien.
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