Wem ein Ausflug zur Babyschaukel in der Politik vielleicht ganz guttun würde

Wem ein Ausflug zur Babyschaukel in der Politik vielleicht ganz guttun würde
Babyschaukeln sind in Wien heiß begehrt. Welche Dramen sich dort abspielen und was Kinder dort lernen können.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Falls Sie nach den vergangenen Tagen denken, an der Spitze der SPÖ spielen sich wahre Dramen ab, waren Sie wahrscheinlich schon länger nicht mehr mit Kleinkind auf einem Spielplatz mit nur einer Babyschaukel (das sind die mit Korb, damit sie nicht rausfallen).

Diese Schaukeln sind heiß begehrt – und das ist eine Untertreibung. Eltern von Kindern, die gerade auf die Babyschaukel warten, üben den Husarenritt: Sie müssen auf ihr Kind einreden, dass es noch ein bisschen dauert, bis es dran ist. Dass seine Zeit kommen wird. Dass auch das Kind, das gerade schaukelt, warten musste und es den Moment jetzt einmal genießen darf. Und dabei müssen sie das Kind mit aller Kraft so im Zaum halten, dass es nicht vor lauter Freude/Frust /Übermut los- und in die Schaukel hineinrennt und ausgeknockt zu Boden geht.

Eltern, deren Kind gerade schaukelt, haben es auch nicht leichter: Sie müssen dem Kind erklären, dass es schon lang genug geschaukelt hat. Dass auch andere Kinder noch schaukeln wollen. Dass Rutschen auch lustig ist. Und das alles, während das Kind sich mitunter unter Toben/Schreien/Tritten dagegen wehrt, aus der Babyschaukel herausgehoben zu werden.

Wie viele der 1.716 Spielplätze, die die MA 42 (Stadtgärten) in Wien betreut, mit Babyschaukeln ausgestattet sind, kann die MA 42 nicht sagen. Welche Spielgeräte aufgestellt werden, dürfe aber der Bezirk (mit)entscheiden.

Ganz schlecht ist die künstliche Verknappung ja nicht. Die Kinder lernen, sich in Geduld zu üben, aber auch, nicht locker zu lassen, freundlich zu bleiben, auch wenn ihnen etwas nicht passt. Kurz: Sie lernen, in dem großen Ding namens Gesellschaft halbwegs empathisch miteinander umzugehen.

Vielleicht mag ja die SPÖ-Spitze auch einmal gemeinsam schaukeln gehen.

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