So ein Mist
Empfang. Der Besuch auf einem Wiener Mistplatz kann durchaus ein Vergnügen sein – spätestens seit der Lektüre des neuen Wolf Haas Krimis „Müll“. Unter anderem weil man versucht ist, die Charaktere aus dem Buch zu entdecken (nicht die Leichenteile). Wer ist heute der „Empfangschef“ bei den Mistlern? Machen die wirklich Nebengeschäfte, damit man größere Mengen entsorgen kann als erlaubt? Die eigene Menge ist so klein, dass diese Frage unbeantwortet bleibt. Aber dass der Empfangschef der Boss ist, wird gleich klar. „Er ist der Zerberus“, flüstert der Beifahrer mit Blick auf den Mann mit den vielen Tattoos. Er weist zumindest den Weg zu den richtigen Mulden. 2, 4, 7 oder wie war das gleich?
Bekanntschaften. Einmal vor der richtigen Mulde eingeparkt, macht es Spaß, Sperrmüll da hineinzuwerfen. Weil es kracht? Weil man etwas loswird, was Platz verstellt hat? Weil man hofft, dass alles wiederverwertet oder zumindest korrekt entsorgt wird? Außerdem kann man beim Restmüll – er ist gleich mitgekommen – Bekanntschaften machen. „Du! Hallo! Schmeißt du die Tasche weg?“ Ja, eigentlich schon, sie war zu gebraucht für den 48er-Tandler, wo schöne Sache gesammelt und wieder verkauft werden. „Stopp, wir nehmen sie.“ Und schon wird das alte, zerschlissene Ding in den Kastenwagen eingeladen.
Sommerjob. Schon früher hatte der „Müllmann“ einen guten Ruf. Die Burschen, die als Sommerjob Mist entsorgten, schwärmten und verdienten nicht schlecht. Und sie waren immer schon zu Mittag im Bad, während wir anderen noch hinter der Kasse standen, Umfragen machten oder im Baumarkt hackelten. „Wo warts ihr, wir sind schon seit Ewigkeiten im Krapfenwaldl“, sagten die jungen Männer. Wir, wir arbeiteten. So ein Mist.
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