Keine Sucht, sondern Biologie pur: Sorry, wir menstruieren!

Ich gestehe, seit meiner Suchtkrankheit habe ich es genau drei Mal geschafft, abstinent zu werden. Neun Monate lang, danach wurde ich wieder rückfällig. Es war ein harter Kampf. Ich habe mich so bemüht, aber mein Körper war stärker. Hysterisch informierte ich mich über diverse Aussteigerinnenprogramme, keines überzeugte mich vollinhaltlich. Diese Menstruationssucht ist bis zum heutigen Tag einfach nicht in den Griff zu bekommen.

Dealen im Klassenzimmer

Ich bin ja nicht die einzig Kranke weit und breit, regelmäßig treffen wir einander, die AMs (Anonymen Menstruierenden), um uns über Substitute, Tassen, Binden, Tampons und die Gefahren dieser Suchtmittel auszutauschen. Und das alles beginnt ja bereits im Teenageralter: Schon in den Klassenzimmern dealen junge Mädchen verschämt unter der Schulbank. Mit 12, 13 Jahren rutschen die ersten tief in die Abhängigkeit. Dabei raunen sie sich zu: „Ich habe zwar schon ein Mal probiert, aber nur dran gezogen, nicht inhaliert.“

Wir stellen fest: Die Menstruation ist keine Suchterkrankung, sondern eine biologische Körperfunktion. Nichts daran ist peinlich, verstörend oder anormal. Dieser Zustand ist selten lustig, sondern meist mit Schmerzen, Unwohlsein und sehr vielen Einschränkungen im Alltag verbunden. Darüber, dass wir alle an diesen Tagen großflächig trotzdem weiter funktionieren, obwohl unser Körper eigentlich nichts als Ruhe brauchen würde, reden wir (noch) gar nicht. Obwohl es bitter nötig wäre.