Komödie ist Tragödie plus Zeit

Komödie ist Tragödie plus Zeit
Wie  schwarz darf  Humor sein? Oder hängt alles nur vom richtigen Zeitpunkt ab Lachen.
Anja Kröll

Anja Kröll

Sätze fürs Leben: „Komödie ist Tragödie plus Zeit.“ Eigentlich ein Woody-Allen-Zitat. Doch hängen blieb es, vor gut einem Jahr, als es Kabarettist Thomas Maurer zum Besten gab. Verbunden mit der ganz persönlichen Geschichte vom Tod seines Vaters. Dieser war Corona-Hochrisikopatient, vorgesehen für die Voranmeldung zur Corona-Impfung. Doch das Leben entschied anders. Oder die Behörden, die zu langsam bei der Voranmeldung waren. Maurers Vater erkrankte und verstarb. Die Pointe: Zwei Tage nach dem Tod des Vaters langte ein Brief  zur Registrierung der Impf-Voranmeldung ein. 


Man lacht, erschrickt zugleich und will sich entschuldigen. Doch was verbietet den Humor im Zusammenhang mit dem Tod? Wird das Ende des Lebens gar zu sehr totgeschwiegen? Als mein Vater vor einem Jahr starb, gab es drei Erlebnisse, von denen Freunde mir stets rieten, ich solle sie aufschreiben. 


Erstens: Stellen Sie sich vor, Sie betreten das Sterbezimmer. Ihnen gegenüber ein Arzt mit dem Nachnamen Schwarz. Und Sie denken nur: Ui, das kann nichts Gutes bedeutet, während vor Ihrem inneren Auge Brad Pitt in seiner Rolle als Tod im Film „Rendezvous mit Joe Black“ erscheint.


Zweitens: Ihr Bestatter erklärt Ihnen, dass Sie jetzt, so ohne Geschwister und mit großem Haus, eine wirklich gute Partie seien. Amikale Ghetto-Faust auf den Oberarm inklusive.


Drittens: Beim Ausstellen der Sterbekunde gibt Ihnen das Amt die aufmunternden Worte mit auf den Weg, dass „die Urkunde für den Opa eh auch schon fertig sei. Damit’s dann schneller geht“. 


Der Opa hat in seinem Leben zwar nie etwas von Thomas Maurer gehört. Aber lustig fand er es trotzdem. 
 

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