Die einen helfen, die anderen brüllen nur
Mein Freund T. hat seine Wohnung einem älteren Paar aus Kiew überlassen. Beide sind Ende 60 und sprechen kein Wort Englisch, da T. kein Ukrainisch kann, sind die Verständigungsprobleme naturgemäß groß, aber nicht unüberwindbar, denn die Sprache des Herzens versteht jeder. Außerdem gibt es noch Google Translate. T. meinte, dass der Internet-Sprachübersetzer ganz gut funktioniere. Auch das Vorlesen scheint zu klappen. Die Technik hilft also dabei, Gutes zu tun. Und das ist zur Abwechslung einmal eine gute Nachricht.
Positiv ist auch die ansteckende Solidarität, der europäische Schulterschluss: Schlafplätze werden angeboten, Wohnungen zur Verfügung gestellt, WGs gebildet und Spendenaktionen gestartet, die unsere Nachbarn in Not u. a. mit Nahrungsmitteln, frischer Kleidung versorgt. Private Initiativen gehen dabei mit gutem Beispiel und vor allem unbürokratisch voran, kompensieren das, was der Staat nicht schafft. Denn von offizieller Seite, so T., habe er noch nichts gehört, obwohl er schon seit zwei Wochen bei der Bundesbetreuungsagentur (im Auftrag des Innenministeriums) gelistet sei.
Viele wollen für den Frieden sogar frieren und drehen freiwillig den Gashahn ab oder das Thermostat gen null. Wer überbordend heizt, sollte ein schlechtes Gewissen haben: Wer finanziert schon gerne Putins Krieg? Ah, die Corona-Leugner vielleicht. Die treffen sich nämlich gerne am Wochenende in Wien und brüllen „Freiheit!“ und „Demokratie!“ aus dem Auto. Wer in Zeiten der Erderwärmung, des Krieges, in Zeiten, wo sich viele einen vollen Tank nicht oder nur noch schwer leisten können, an so einer Schwurbler-Ausfahrt teilnimmt, scheint nicht voll auf der Höhe zu sein.
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