Befördert wurde das von allen Parteien, auch den regierenden. Lange schon sind die Sprüche diverser Politiker gelebte Praxis geworden – auch abseits akuter Krisen: „Her mit der Marie“ (Johanna Mikl-Leitner 2011 bei ihrer Wahl zur ÖAAB-Chefin), „Hol dir, was dir zusteht“ (Plakatslogan von Christian Kern 2017), „Koste es, was es wolle“ (Sebastian Kurz 2020 über das Hilfspaket gegen die Corona-Folgen).
Das alles kulminiert nun in Genossen Bablers Retro-Austromarxismus. Als Juso war der neue SPÖ-Chef ein „Stamokap“-Vertreter. Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus läuft am Ende auf Enteignung hinaus. Da müsste es eigentlich Parteikollegen wie dem ehemaligen Bankier Franz Vranitzky, der die Wirtschaftspolitik von Bruno Kreisky sanieren musste, oder dem „Paraderoten“ Hannes Androsch, Miteigentümer des internationalen Leiterplatten-Konzerns AT&S, alle Haare aufstellen.
In einem KURIER-Interview im Vorjahr meinte Androsch: „Kurzfristig bleibt uns nur, den Gürtel enger zu schnallen und so viel wie möglich zu sparen. Mittelfristig müssen wir die Ärmel hochkrempeln, um die Effizienz zu verbessern und zuzupacken.“ Klingt eher nicht nach marxistischen Träumen und einer 32-Stunden-Woche für alle mit Lohnausgleich – sondern eher danach, was Österreich jetzt wirklich dringend bräuchte: einen optimistischen Aufbruch in die Moderne, wo nicht nur Work-Life-Balance und Homeoffice, sondern auch Eigenverantwortung, Leistung und Bildung (was auch handwerkliche Ausbildung zwingend mit einschließt) eine bedeutende Rolle spielen sollten.
Es muss weniger darum gehen, schlechter Gebildete, darunter sehr viele Migranten, auf Dauer zu alimentieren (und das Geld dafür den „Millionären“ zu entreißen), sondern darum, diese Gruppen zu befähigen, für sich selbst sorgen zu können.
Das entspricht übrigens durchaus dem Ideal einer einstigen Arbeiterpartei, als man noch „Die Arbeit hoch“ sang. Zu hoffen, dass wir den Wohlstand allein damit erhalten, das Geld von Millionären umzuverteilen, ist – um noch einmal ein Zitat von Christian Kern zu verwenden: einfach „Vollholler“. Da werden Unternehmen, ob groß oder klein, eben nicht mehr in Österreich investieren. Womit dann irgendwann einmal die Endausbaustufe des realen Sozialismus erreicht wäre: Armut für alle.
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