Die Kunst- und Kulturagenden sind bisher derart untergegangen, dass wohl die wenigsten überhaupt wissen, dass SPÖ-Chef und Vizekanzler Andreas Babler selbst den Job des Kulturministers als Anhängsel ausüben wird. Aufgefallen ist er bisher nicht in der Kulturszene, wenigstens ist er dadurch keiner Lobby zuzurechnen und hat keine offenen Rechnungen zu begleichen. Dass er nicht viel Zeit haben wird, sich um Kultur zu kümmern, ist aber auch klar.
Der letzte Kulturpolitiker, der diesen Titel verdient und mit Würde getragen hat, war Josef Ostermayer (auch SPÖ). Seither (und schon davor) kann man Politikerinnen und Politiker, die öffentlich im Zusammenhang mit Kunst und Kultur in Erscheinung getreten sind, an einer Hand abzählen, zumindest auf Bundesebene. Dass nun mit Babler ein kulturpolitisches Greenhorn übernimmt, zeigt den Stellenwert, der diesem Thema eingeräumt wird.
So sieht aktuell Österreichs Kultur-Los aus. Und die Szene schweigt. Wie sie schon zuletzt, als Herbert Kickl ante portas stand, erstaunlich ruhig geblieben war. Bei Kickl war es wahrscheinlich die Schockstarre, bei Babler ist es nun die Erleichterungsstarre – oder die Angst, es sich im Fall von Kritik mit der SPÖ zu verscherzen oder bei euphorischer Beifallsbekundung vom rechten Rand als „Staatskünstler“ denunziert zu werden. Was für ein Unwort übrigens, aus dem Neidkomplex entstanden und Österreichs Rolle als Kulturnation ignorierend.
Man darf gespannt sein auf Bablers erste Interviews. Da sind schon viele Newcomer ausgerutscht, von Kogler, der in Zusammenhang mit Kultur vom Trainieren gesprochen hatte, über Peter Wittmann (SPÖ; er hatte nach einem peinlichen TV-Interview keine Chance mehr auf Akzeptanz) bis zu Gernot Blümel (ÖVP; bemühtes philosophisches Dozieren beim Antrittsgespräch). Noch ein Zitat der IG Autoren: „Der Vizekanzler ist gefordert, seine anderen Rollen hintanzustellen und als Kunst- und Kulturminister in der Regierung in Erscheinung zu treten.“ Bezog sich ebenfalls auf Kogler. Der Neue hat offenbar noch Schonfrist.
Kommentare