Für das Dunkelfeld, das auf keiner Power-Point-Folie abgebildet werden kann, braucht es mehr Zeit. Gemeint ist das Sicherheitsgefühl, das Menschen in Österreich ganz subjektiv abseits der faktischen Sicherheitslage beschleicht. Ein Bauchgefühl zwischen Kriminalstatistik und Kriminalitätsfurcht.
Diese Furcht gibt es im Land. Wer nach etlichen Messerstechereien in Favoriten unterwegs ist, der trifft auf verängstigte Bürger. Auf Männer, die in Stichwesten unterwegs sind, die ihre Stichverletzungen in die Fernsehkameras des Landes halten.
Statistisch, nach Häufigkeitszahl, also jene Maßeinheit, die Verbrechen pro 100.000 Bewohnern misst, ist Favoriten kein Problembezirk. Denn der mit Abstand gefährlichste Bezirk in Wien ist die Innere Stadt, die die rund dreifache Kriminalitätsbelastung aufweist, wie andere Bezirke.
Der Seismograph der Bevölkerung sagt aber etwas anderes. Sie drehen sich nicht zwischen Kohlmarkt und Stephansplatz um, weil sie Angst vor einer Messerattacke haben.
Zwischen hübschen Häusern, Wahrzeichen und Luxusshops fühlen sie etwas anderes. Hier ist die abgegebene Sicherheitsgarantie des Staates glaubhaft. Sie schlendern am Graben entlang und sie glauben der Exekutive, das Versprechen, dass der Staat dafür sorgt, dass ihnen auch wirklich nichts passieren wird.
Doch wie lässt sich dieser individuellen Angst begegnen? Vor der Pandemie wäre die Antwort gewesen: Mit Fakten. Denn nicht Syrer oder Afghanen, mit denen oft Ängste geschürt werden, führen die Statistik der ausländischen Tatverdächtigen an. Es sind Rumänen, Deutsche und Serben.
Die eigene Angst lindern diese Fakten noch lange nicht. Die Politik muss es schaffen, dass sich der Bürger gehört und ernstgenommen fühlt. Eigene Polizeieinheiten, die sich auftretender Phänomene, wie der Jugendkriminalität widmen, sind ein erster, wichtiger Schritt.
Was es nicht braucht, ist eine Politik, die aus Kalkül mit den Ängsten der Menschen spielt. Die in Endlosschleife trommelt, wie „böse und kriminell“ alle Ausländer sind. Um im Herbst eine Wahl zu gewinnen.
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