„Leistung, Familie, Sicherheit“ sollen dabei die Eckpfeiler sein. Das ist stringent – denn in der Tat muss sich bürgerliche Politik ganz wesentlich auf diesen drei Themenfeldern bewähren. Es wird jedoch nicht reichen, dazu auf überkommene Versatzstücke aus dem ideologischen Fundus der Partei zurückzugreifen. Nehammer wird mit kantigen, auch heftigen Gegenwind in Kauf nehmenden Aussagen auffallen müssen, will er die Stimmung im Lande, wie sie sich derzeit in den politischen Umfragen abbildet, zu seinen Gunsten wenden.
Er wird es zwar nicht tun, aber er wäre auch gut beraten, nähme er seine schroffe Absage an die „Kickl-FPÖ“ und den damit verbundenen Versuch einer Differenzierung zwischen „dieser FPÖ“ und der FPÖ an sich ein wenig zurück. Denn seine Kritiker haben nicht unrecht, wenn sie sagen, dass diese Unterscheidung einigermaßen konstruiert wirkt und die FPÖ die FPÖ ist (mit der die ÖVP, nebenbei bemerkt, in drei Bundesländern koaliert). Auf einen neuen FP-Chef zu hoffen, ist ziemlich illusorisch – wenn Kickl nicht der Tierquälerei oder Kinderschändung überführt wird, steht er an der Spitze der Partei, Punkt. Und im Übrigen würde auch ein neuer Parteichef über kurz oder lang im Fokus der Kritik stehen und es gäbe auch dann wieder jede Menge Gründe, warum man mit „dieser FPÖ“ nun wirklich nicht koalieren dürfe.
Auch die ÖVP hat sich – zurecht – stets dagegen verwahrt, wenn politische Mitbewerber versuchten, eine „böse“ ÖVP (etwa unter Schüssel oder Kurz) gegen eine „gute“, christlichsoziale (etwa unter Mitterlehner) auszuspielen.
Damit müsste keineswegs eine Rücknahme der in vielen Fällen berechtigten Kritik an Herbert Kickl verbunden sein. Aber es geht im wirklichen politischen Leben immer um die Frage der Alternativen. Nehammer muss ja erklären können, mit wem er seine Vorstellungen von Leistung, Familie und Sicherheit umsetzen will. Leicht wird das wohl mit keiner Partei, auch mit der FPÖ nicht.
Aber wenn Nehammer die FPÖ a priori ausschließt, bedeutet das aus heutiger Sicht, dass eine Stimme für die ÖVP zwangsläufig eine Stimme für eine Regierungsbeteiligung der Babler-SPÖ und eventuell auch noch der Grünen ist. Keine besonders prickelnde Vorstellung für viele bürgerliche Wähler. Alles in allem wahrlich keine leichte Aufgabe für Nehammer. Aber sich ihr zu stellen ist seine einzige, seine wohl letzte Chance.
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