Konjunktur: Gießen, bis das Pflänzchen sprießt

Man kann natürlich an den Wirtschaftsforschern herum meckern. Ihre Prognosen halten oft nicht das, was sie versprechen. Ihre Ratschläge sind manchmal eher philosophischer Natur, abseits der politischen Realität. Doch was hilft’s? Das Land krank jammern, die Experten belächeln, das bringt erst recht nichts. Ein wenig Optimismus, auch wenn es da und dort Zweckoptimismus sein mag, kann durchaus helfen, dass die angekündigte wirtschaftliche Erholung tatsächlich eintritt – etwa aufseiten der Konsumenten. Vieles in der Wirtschaft ist Psychologie, die Stimmung unter den Menschen, in den Betrieben ist oft entscheidend.
Es gab zuletzt ein paar Ereignisse, die in dieser Hinsicht Mut machen. Die – partielle – Pensionsanpassung unter der Inflationsrate, die Neuverhandlung des Abschlusses im öffentlichen Dienst und vor allem der Blitzabschluss in der Metallindustrie weit unter der Teuerungsrate – ein wirklich starkes Signal für viele andere exponierte Branchen.
Es bräuchte mehr von diesem Mut. Das zarte Konjunkturpflänzchen muss – um im Bild zu bleiben – durch mutige Reformen gegossen werden, damit es richtig sprießt. Denn geschieht nichts, rutscht Österreich im internationalen Vergleich immer weiter ab. Daran besteht kein Zweifel. Schon bisher musste etwa die Exportwirtschaft herbe Marktanteilsverluste hinnehmen.
Die Projektionen des Wifo reichen mittlerweile bis ans Ende des Jahrzehnts. Alle verfügbaren Daten zeigen, dass die Industrie, aber auch die Wirtschaft insgesamt die Verluste aus Corona, Energie- und Inflationskrise nicht werden aufholen können. Es droht ein „verlorenes Jahrzehnt“, warnt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Es sei denn, es gelingen endlich mutige Reformen.
Fachleute benennen gebetsmühlenartig seit Jahren die nötigen Schritte bei Pensionen, Gesundheit oder Föderalismus. Jetzt ist die Zeit des Handelns gekommen. Zu schwer wiegen die Reform-Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte. Zu schnell läuft vor unser aller Augen ein Strukturwandel ab, der die Wirtschaftswelt von heute auf den Kopf stellt. Es wäre beispielsweise zu wenig, wenn sich die Bundesregierung nur auf die Budgetkonsolidierung konzentriert. Es kann und muss viel mehr geschehen. Das Land, die Bürokratie, die Wirtschaft, Bildung und Arbeitsmarkt gehören grundlegend modernisiert, nur so können Wachstumskräfte frei werden.
Gespart muss natürlich trotzdem werden. Fünf Milliarden Euro sind zusätzlich nötig, um bis 2030 wieder auf die erlaubten drei Prozent beim Defizit zu kommen. Damit ist das Budget freilich noch lange nicht krisenfest – wie auch immer die nächste Krise aussehen wird.
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